Gau-Algesheimer Stadtnachrichten vom 6. August 2020, S. 6. |
Spektakuläre
Friedensaktion gegen Atomwaffen
Auf
Einladung der Sozialdemokratischen Bildungsinitiative Gau-Algesheim
(SBi) hat der evangelische Pfarrer und Friedenstheologe Dr. Matthias
W. Engelke seine diesjährige internationale „Fastenaktion für den
Frieden und gegen Atomwaffen“ auf dem Marktplatz in Gau-Algesheim
begonnen. Seit nunmehr 10 Jahren demonstriert er - zusammen mit
Freunden aus aller Welt - öffentlich an unterschiedlichen Orten in
seinem „Fastenzelt“ gegen die nukleare Bedrohung, insbesondere
gegen die Stationierung der Atombomben in Büchel. Aufgrund der
räumlichen Nähe zu Büchel als einem potentiellen Standort eines
nuklearen Angriffs seien gerade auch Gau-Algesheim und seine
Bürgerinnen und Bürger erheblich gefährdet.
Die
Fastenaktion endet immer am Jahrestag des Atombombenabwurfs am 9.
August auf Nagasaki. Wie seine Frau Beate Engelke dazu bemerkte, sei
dieser zweite Abwurf noch schlimmer als der erste auf Hiroshima am 6.
August zu bewerten, da man die verheerenden Auswirkungen mit
Tausenden von Toten und langfristig geschädigten Menschen sowie die
dramatische Zerstörung der Umwelt deutlich erkennen konnte. „Beide
Atombombenabwürfe waren und bleiben ein Verbrechen an der
Menschheit“, so deren Fazit. Jahr für Jahr verlängert Dr. Engelke
seine Fastenzeit um 1 Tag, solange bis die in Büchel gelagerten
Atombomben vollständig aus Deutschland abgezogen sind. Wie er dazu
anmerkte, ließe sich das militärisch genutzte Büchel-Gelände
perfekt als Standort für ein Energiezentrum für nachhaltige
Wasserstofftechnologie und damit gewinnbringend für die Gesellschaft
einsetzen.
Zur
Eröffnung der Fastenkampagne hatte der SBi-Vorsitzende Klaus
Leibenath auf das langjährige Engagement der SBi hingewiesen.
Bereits 1988 hatte die SBi unter dem Titel „Hiroshima mahnt – Nie
wieder Krieg“ mehrere Aktionen durchgeführt. Der
Beigeordnete
der Stadt, Dr. Rolf Meier, sprach der SBi und dem Ehepaar Engelke den
Dank der Stadtführung für ihr besonderes Engagement aus. So habe
die SBi angeregt, dass die Stadt schon im Jahr 1986 der Organisation
„Bürgermeister für den Frieden“ beigetreten ist und sich 2019
dem ICAN-Städteappell angeschlossen habe, in dem die Bundesregierung
aufgefordert wird, die UN-Resolution zum weltweiten Verbot von
Atomwaffen zu unterzeichnen und damit dazu beizutragen, dass dieser
UN-Beschluss für alle Staaten verbindlich wird.
Den
Mittelpunkt der Aktionen von Dr. Engelke stellten die Gedenkfeiern
mit Andachten dar, die in Erinnerung an die Uhrzeit des Bombenabwurfs
auf Hiroshima immer um 8.15 Uhr morgens und abends stattfanden.
Thematisch standen sie unter dem Motto „Die eine Menschheit!“;
damit sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass die nukleare
Bedrohung ein globales Phänomen ist und mit ihrer Zerstörungskraft
alle Menschen dieser Erde gleichermaßen betrifft. Er erinnerte dabei
an eine Aussage von Papst Franziskus, dass es keine „Globalisierung
der Gleichgültigkeit“ geben dürfe. Seine Beiträge aus der Bibel
und anderen Schriften führten bei den Zuhörern zu einer besonderen
nachdenklichen Stimmung. Sinnbildlich für die Bedrohung zeigte er
ein Bodenplakat als Weltkarte mit den Standorten der „nuklearen
Kette“, vom Uranabbau bis hin zu den zerbombten Städten.
Beeindruckend waren auch die Bilder von Opfern der Atombombenabwürfe,
die Dr. Engelke von Überlebenden der Katastrophe, genannt
„Hibakusha“, erhalten hatte. Als musikalischen Beitrag spielte er
auf seiner Geige kirchliche Lieder, die von den Zuhörern
corona-bedingt nur mitgesprochen und gesummt und nicht gesungen
wurden.
Im
wahrsten Sinne „plakativ“ war die Bildung eines Schweigekreises,
in dem die Teilnehmer ihren individuellen Grund, warum sie Atombomben
ablehnen, auf ein Plakat geschrieben hatten. In handschriftlichen
Briefen an die Bundeskanzlerin und den Chef des Jagdbombengeschwaders
in Büchel machte Dr. Engelke auf seine Aktionen aufmerksam, die von
der Mehrheit der Menschen getragen würden. Es sei daher wichtig,
dass sich diese Mehrheit auch Geltung und Gehör bei den politisch
Verantwortlichen verschaffe.
Im
Rahmenprogramm hatte die SBi einen Besuch des Gedenksteins von Prof.
Karl Bechert auf dem Friedhof und eine Besichtigung der
Plakatausstellung zur Arbeit von
Karl
Bechert und seiner Zusammenarbeit mit dem Friedensnobelpreisträger
Prof. Albert Schweitzer organisiert; hier übernahmen Klaus Leibenath
und Günter Frey für den SBi-Vorstand die Erläuterungen.
Insgesamt
äußerte sich Dr. Engelke sehr positiv zum Verlauf der Aktion, die
mitten auf dem Marktplatz viel Aufmerksamkeit gefunden und damit die
Bürgerinnen und Bürger für dieses wichtige Thema weiter
sensibilisiert habe; dies habe sich auch bei den zahlreichen
persönlichen Kontakten, der Resonanz auf die Unterschriftenaktion
zum UN-Verbotsabkommen für Atomwaffen und dem Spendenergebnis
gezeigt. Wer seine Aktion in Gau-Algesheim, Mainz und Büchel
weiterverfolgen will, kann dies im Internet unter
„fastenkampagne.blogspot.com“ tun.
Gau-Algesheimer Stadtnachrichten vom 6. August 2020, S. 7. |
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