Samstag, 31. Juli 2021

Fasten vor dem Personalamt der Bundeswehr in Köln-Longerich, 29.-31. Juli 2021

Jede Bundeswehreinrichtung hat mit dem Gesamten der Bundeswehr und damit auch mit der sogenannten nuklearen Teilhabe zu tun; das Personalamt  - genauer Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr - in direkter Weise, indem hier, in der Lüttich-Kaserne in Köln-Longerich


die Personalangelegenheiten auch der Soldaten vom Atomwaffenstandort Büchel verwaltet werden. In einem telefonischen Vorgespräch mit der Leitung zum öffentlichen Fasten an diesem Ort wurde mir entgegen gehalten, dies sei der falsche Ort, wir sollten vor dem Bundestag die Aktion machen, dort würde schließlich entschieden, was die Soldaten zu tun hätten. Was nicht ganz zutreffend ist, denn der Beschluss des Bundestages vom 26. März 2010, der den Abzug der Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika aus Deutschland forderte, ist bis heute nicht umgesetzt worden. Sofern aber Soldaten sich gegenüber ihren Vorgesetzten mit Bezug auf die Rechts- und Völkerrechtswidrigkeit der Atombomben in Deutschland erklären, damit nicht zu tun haben zu wollen, wäre die "nukleare Teilhabe" auch beendet. Um den Blick der Öffentlichkeit auf diese Einrichtung zu lenken, machte die diesjährige Fastenaktion vom 29. bis 31. Juli vor den Toren dieser Kaserne Halt.


Fastenaktion vor dem Personalamt, Foto: Lothar Eberhardt
Kurz nach dem Aufbau bekamen wir
bereits Besuch von der Kölner Greenpeace-Gruppe zur Friedensthematik. Wir diskutierten eine Choreografie zum bevorstehenden Hiroshima-Gedenktag in Köln.

 

 

 

 

 

 

Treffen mit der Greenpeacgruppe Frieden, Köln, Foto: Lothar Eberhardt


 





 





Ludwig Baumann, Wikimedia
Die Abend- und Morgengedenkfeiern setzten die Reihe zum Thema "Gewalt-Unterbrechung/Gewalt-unterbrecher" fort. Lothar Eberhardt stellte u. a. das Lebenswerk von Ludwig Baumann vor. 

Ludwig Baumann, geboren am 3. Dezember 1921 in Hamburg, Deserteur und Friedensaktivist, wurde  mit 19 Jahren zur Kriegsmarine eingezogen. Am 2. Juni 1942 stellten ihn und sein Freund Kurt Oldenburg in der Nähe von Bordeaux deutsche Zollstreifen. Gemäß seiner gewaltfreien  Gesinnung wandte er keine Schusswaffen an. Er wurde zum Tode verurteilt. Sein Urteil wurde in 12 Jahre Zuchthaus umgewandelt. Seine Haft verbrachte er im KZ Esterwegen im Emsland und später im Wehrmachtsgefängnis Torgau. Ludwig Baumann war einer von etwa 30.000 Deserteuren, die auf Grundlage des Fahnenfluchtvorwurfs verurteilt wurden, davon wurden etwa 23.000 hingerichtet. Trotz der brutalen Justiz zur Abschreckung von Desertion nahm sie am Kriegsende zu.

"Ein Soldat kann sterben, ein Deserteur muss sterben", mit diesem Zitat von Adolf Hitler leitete Ludwig Baumann seine Vorträge zu seiner Desertion ein. Oft ging er vor Kasernen und forderte die Soldaten auf "Widerstand zu leisten, wenn ihr Befehle bekommt, denen ihr im zivilen Leben nicht folgen würdet". Durch ihn wurde der Slogan bekannt "Kriegsverrat ist Friedenstat". Er initiierte die Gründung der Bundesvereinigung der Opfer der NS-Militärjustiz

Als weitere Unterbrecher von Gewalt stellte Lothar Eberhardt am nächsten Abend die miteinander befreundeten Martin Gauger (1905-1941) und Hermann Stöhr (1898-1940 ) vor. Hermann Stöhr war zwischenzeitlich hauptamtlich für den Internationalen Versöhnungsbund tätig. Beide verweigerten den Kriegsdienst. Gauger wurde in der Gaskammer in Pirna-Sonnenstein ermordet und Stöhr in Berlin-Plötzensee enthauptet. 

Martin Gauger

Hermann Stöhr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die morgendlichen Gedenkfeiern/Andachten in Emden und Köln-Longerich hatten im Rahmen des Themas "Gewalt-Unterbrechung" folgende Schwerpunkte:

 

Gedenk- und Friedensfeier in Longerich, Foto: Lothar Eberhardt

- 1. Buche Mose 9,12: Umwandlung des Kriegsbogens in einen Hoffnungsbogen
- 1. Buch Mose 12,1+3: Bruch mit traditionellen Gewaltstrukturen und der Beginn von etwas Neuem
- 1. Buch Mose 13,8: Durch Verzicht einen Krieg verhindern
- 1. Buch Mose 22,11: Bruch mit gewalthaltigen  Gottesvorstellungen und Beginn einer Tradition ohne Menschenopfer.
Bei den Gedenkfeiern wurde mit jeweils einer  Kerze und Gedenkminute Chiwe, Higaki Susumu, Tsuguo und Hisako gedacht, die durch den Abwurf der Atombombe der Vereinigten Staaten von Amerika auf Hiroshima am 6. August 1945 ums Leben kamen. Ein Verbrechen gegen die Menschheit, das bis heute nicht geahndet wurde.


Am frühen Morgen des 30. August verteilten wir von 5.30 Uhr bis 6.30 Uhr auf der Zufahrt zum Amt  Packen von Informationen, die Uwe Werner Schierhorn, Wesseling, zusammengestellt hat, u.a.  zum Thema Atomkrieg aus Versehen,Vorschäge zur Umwandlung der Bundeswehr in ein eine hochqualifizierte Einrichtung zur Beseitigung von Kampfmitteln sowie zum Schutz der Infrastruktur und ein Brief an Soldaten von der Fastenaktion.






Die Tage in Longerich war mit vielen Gesprächen und Begegnungen auch Dank der Unterstützung von Mitgliedern des Köln-Pescher Friedenskreises der dortigen evangelischen Kirchengemeinde eine erfüllte Zeit. 

Weitere Bilder unter:
https://www.facebook.com/Fastenaktion-f%C3%BCr-eine-atomwaffenfreie-Welt-112498820551336/





Mittwoch, 28. Juli 2021

Emder Fastentage für ein atomwaffenfreies Deutschland in einem atomwaffenfreien Europa - 25.-27. Juli 2021

Die 12. öffentlichen Fastenaktion bis zum Abzug der Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika aus Deutschland begann in diesem Jahr in Emden.

Fastenaktion im Stadtgarten von Emden, Foto: Lothar Eberhardt
Das Emder Friedensforum hatte uns eingeladen. Am Samstagabend, den 24. Juli gab es ein Kennenlernen im Gemeindehaus der Kirchengemeinde von Pfarrer Bert Gedenk. Unter freiem Himmel genossen wir mit ihm und seiner Frau und Freundinnen und Freunden des Friedensforums Emden eine fantastisch gewürzte kurdische Rote-Linsen-Suppe, Bulgur-Salat und kleine Fladen.
Abendessen in der evangelischen Gemeinde Gröne Stee, Foto: Lothar Eberhardt

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Neue Kirche zu Emden, Foto: Lothar Eberhardt
Der Auftakt fand dann am Sonntag mit einem Gottesdienst in der reformierten Neuen Kirche statt - die nur so heißt, eigentlich ist sie die älteste Kirche in Emden. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Info- und Fastenzelte in Emden
Am Nachmittag bauten wir Fastenden - Lothar Eberhardt, Serge Levillayer und ich unsere Zelte mitten im Stadtgarten unter hohen Ahornbäumen auf und die Mitglieder vom Friedensforum Pavillons auf dem Vorplatz - mit gegenseitiger Unterstützung. 


 

 

 

Vom Wetter her wurden wir verwöhnt: Es regnete immer nur dann - einmal mitsamt Gewitter richtig heftig - wenn wir gerade damit fertig waren, etwas aufzubauen. 

Schweigezeit in Emden, Foto: Lothar Eberhardt
Zentraler Tag war Montag: Dort hatte das Emder Friedensforum nach dem Morgengebet zu einer Schweigezeit eingeladen. Sie wurde am Nachmittag wiederholt. Eine/einer von uns übernahm die Rolle, die Menschen anzusprechen, die stehen bleiben, so dass wir etliche Unterschriften fanden, die die Forderung unterstützen, dass Deutschland dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt. 

 

 

 

Pfarrer Bert Gedenk, Emde, Foto: Lothar Eberhardt
Tagsüber fanden mehrere Lesungen statt. Wir hörten die Verteidigungsrede von Margriet Bos, gehalten im Amtsgericht Cochem am 10. Juni 2020, nachdem sie ins Militärgelände des Fliegerhorstes zu Büchel eingedrungen war und wegen Hausfriedensbruch angeklagt wurde. Wir erfuhren einiges über die Pflugscharbewegung in den Vereinigten Staaten und hörten eine beeindruckende Rede von Pfarrer Bert Gedenk. 

Während der Gedenkfeiern gedachten wir regelmäßig Opfer des Atombombenabwurfs auf Hiroshima. Am Sonntagabend Hisashi Osamu Hara, am Montag Hara Yaeko und Narikiyo Harada, am Dienstagmorgen Harada. Wir zündeten jeweils eine Kerze an.

Laterne zum Gedenken an Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, angefertigt von Johanna Adickes, Emden, Foto: Lothar Eberhardt



Zum Thema Gewalt-Unterbrecher stellte Lothar Eberhardt Franz Jägerstätter vor und Beate Engelke verlas aus Wehrmachtsbriefen von Heinrich Böll an seine Frau.

Erich Greve, Emden, liest W. Borchert, Foto: Lothar Eberhardt
Nach der abendlichen Gedenkfeier vertieften wir uns in die Thematik des Fastens und seiner Motivation, ob christlich, religiös und/oder politisch - bis weit in die Nacht. Zum  Auftakt verlas Erich Greve einen Text von Wolfgang Borchert. 

 

 

 

 

 

Am anderen Morgen ergaben sich nach der Morgenandacht erneut anregende Gespräche und im Anschluss wurde gemeinsam abgebaut. Ein dickes Dankeschön den Emder Friedensfreunden für diese gemeinsamen Tage! Inzwischen sind wir in Köln und - trotz des Unglücks im Leverkusener Chemiewerk am Dienstagmorgen - gut angekommen und beginnen mit der Nacharbeit.

Weitere Bilder unter https://kurzelinks.de/cp2z

Grußwort des Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Dr. Thorsten Latzel, zur Fastenaktion 2021 - Erste Gedenkfeier am Sonntag, den 25. Juli 2021

Abendgebet am Sonntag, den 25. Juli 2021 in Emden, Foto: Lothar Eberhardt
Das Emder Friedensforum hat in diesem Jahr die Fastenaktion zu sich eingeladen. Fast alle fasteten die Tage in Emden über mit. Im Stadtzentrum von Emden konnten wir die Fastenzelte und Pavillons aufstellen. Die Fastenaktion begann mit einer Gedenkfeier für ein Opfer des Atombombenabwurfs der Vereinigten Staaten von Amerika auf Hiroshima als Abendandacht. Wir zeigten ein Bild der Ausstellung "Die Atombombe und der Mensch" des Hiroshima-Überlebenden Nihon Hidankyo. Wir gedachten am ersten Abend Hisashi Osamu Hara.

 

Zu dem Bild der deutsche Text:

Wie eine Irre

Unbewusst, dass das Kind im Rücken enthauptet ist
Rennt die Mutter
Wie eine Irre

Das Kind ist tot
Wo sollte ich es einäschern?

Ein Armeeoffizier mit herausgedrückten Augen
Stand plötzlich auf
Das blanke Schwert in den Händen
Rannte davon, schreiend "zum Sturm!"
Fiel den Abhang herunter
Und kam ums Leben

Zu Beginn wurde das Grußwort des Präses Dr. Thorsten Latzel der Evangelischen Kirche im Rheinland, Düsseldorf, verlesen:



Das Thema der Gedenkfeiern in diesem Jahr ist "Gewalt-Unterbrechung/Gewalt-Unterbrecher". Am ersten Abend stellte Lothar Eberhardt Franz Jägerstätter vor. Lothar Eberhardt wirkte dabei mit, dass am Reichskriegsgericht in Berlin des sogenannten Dritten Reiches eine Gedenktafel angebracht wurde s. http://jaegerstaetter.blogsport.de/:

IN DIESEM GEBÄUDE WURDE DER
ÖSTERREICHISCHE BAUER
FRANZ JÄGERSTÄTTER (1907 – 1943)
VOM EHEMALIGEN REICHSKRIEGSGERICHT
WEGEN SEINER GEWISSENSENTSCHEIDUNG
GEGEN EINE KRIEGSTEILNAHME
AM 6. JULI 1943 ZUM TOD VERURTEILT.
MIT IHM GEDENKEN WIR ALL JENER,
DIE WEGEN EINER
GEWISSENSENTSCHEIDUNG OPFER
VON KRIEGSGERICHTEN WURDEN
 

 Weitere Bilder unter https://kurzelinks.de/cp2z

Dienstag, 27. Juli 2021

Auftakt zur 12. Fastenaktion bis zum Abzug der Atombomben aus Deutschland - Dokument: Friedensgottesdienst in der Neuen Kirche zu Emden, am Sonntag, den 25. Juli 2021; Aufruf zum Internationalen Fasten

Predigt in der Neuen Kirche zu Emden

 

Foto: Lothar Eberhadt

Gott gebe uns viele Gnade und Frieden durch die Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn. (2 Petr 1,2) Amen

 

Jh 14,27 – (Lutherbibel 2017)
Jesus sagt: Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

       liebe geschwister Jesu, 

       wir, als geschwister Jesu,

       bergen einen – allzuoft – unentdeckten schatz

 

 

manchmal – leider oft in notzeiten – tritt er hervor,

tröstet und ermutigt

 

ansonsten wird dieser schatz als ein gut

unter ferner-liefen betrachtet

 

es geht um nicht mehr und nicht weniger

als den frieden:

 

denn die junge christengemeinschaft

hatte nach dem tod Jesu zweifaches entdeckt:

 

(1)

- keiner hatte in zweifel gezogen, dass Jesus wirklich gestorben war, hingerichtet von der römischen obrigkeit am kreuz

dennoch machten sie die erfahrung: er ist lebendig zwischen ihnen

 

 

was sie von ihm gelernt und erlebt hatten, die botschaft der nähe gottes in der liebe

das war so frisch und lebendig, dass sie entdeckten:

 

sie selbst sind sein leib – sie bilden ihn als sein leib:

wer auch immer für die botschaft Jesu eintritt: da ist auferstehung, der sieg der liebe Jesu über den tod

 

da wird in der gemeinde Jesu gefeiert:

die überwindung des bösen durch das gute

 

- eine entdeckung, die die christenheit bis heute ermöglicht und die wir

in jedem gottesdienst neu feiern, sonst wäre kein christlicher gottesdienst möglich

 

(2)

die andere entdeckung wird in einem der späteren briefe auf den punkt gebracht. dort heißt es:

„Christus Jesus ist unser Friede“ (Eph 2,14)

 

sie haben entdeckt, was es mit dem frieden auf sich hat:

der friede ist ein mensch! der friede hat ein gesicht, ein antlitz! der friede ist personal!

 

Jesus von nazareth ist die antwort auf die frage „wo finde ich frieden;

lautet die frage „Was ist Friede?“, bleibt die antwort stumm; wird gefragt „wer ist friede?“: erklingt: Jesus ist der friede

 

*

 

was genau hat die junge gemeinde damals entdeckt?

Jesus verkündete die nähe von gottes reich, von gottes neuer welt

 

die gute welt gottes erschien in der nähe Jesu auf einmal nicht mehr fern

wonach sich menschen sehnen, ihr hunger nach leben, sogar das ende des hungers selbst

 

das war durch ihn auf einmal möglich:

- indem menschen erweicht wurden zu teilen,

- ihre augen, die blind füreinander waren,

- geöffnet wurden, die hände, die in die eigenen taschen arbeiteten, sie öffneten sich für das wohl des menschen zunächst von mir:

 

Jesus lebte es, gab beispiele, begründete sie und menschen tat es ihm nach und konnten erleben:

das ist ja unglaublich: was für eine befreiung!

 

kranke wurden nicht mehr gemieden, weil das leid nicht mehr als gottesferne galt, sondern sie verstanden: im leid ist gott ganz nah, wie könnten wir sonst leiden, hätten wir keine liebe!

kinder wurden aufgenommen, die als ausgesetzte das straßenbild beherrschten, denn erwachsene begriffen: gottes neue welt fängt jetzt an, wenn bedürftige schutz und trost erhalten

 

 selbst die feinde, die römischen besatzer, mussten erstaunt feststellen: hier hat einer nichts gegen sie als menschen,

seine feindesliebe durchdringt panzer und orden und bringt menschen miteinander zur gemeinschaft, die sich zuvor spinnefeind waren und immer neue gründe für ihren hass aufeinander entdeckten

 

jetzt entdeckten sie: der hass hatte keinen grund außer den, den hass am leben zu erhalten, dem tod zu dienen

das leben aber nährt leben, liebe nährt liebe, feindesliebe überwindet feindschaft

 

friede ist kein fremdwort mehr

Jesus hat es aufgezeigt: sie begriffen: durch ihn wird es menschenmöglich

 

zugleich begriffen sie: nicht als menschliche macht -,

sondern bei Jesus ist gottes gegenwart: die nähe von gottes reich

 

wo Jesus unter den menschen lebendig ist,

da ist er selbst, da ist auch der friede

 

der friede, liebe geschwister Jesu, der friede hat seitdem

einen ort: in der gemeinde des juden Jesus

 

*

 

Lothar Eberhardt aus berlin und Serge Levillayer vom mont saint michel, frankreich, Horst-Peter Rauguth, in Saarbrücken, und ich,

 

Serge Levillayer in Emden, Foto: Lothar Eberhardt

 

wir fasten bis zum abzug der atomwaffen der vereinigten staaten von amerika aus deutschland, büchel, in diesem Jahr von heute abend an – so gott will und wir leben – bis zum 9. August, dem nagasaki-gedenktag

 

es ist das 12. mal, dass dieses öffentliche fasten stattfindet

warum ein fasten?

 

von Simone Weil stammt folgendes:

„Nur das Gleichgewicht vernichtet die Gewalt. Weiß man, wodurch das Gleichgewicht der Gesellschaft gestört ist, so muss man sein Möglichstes tun, um der zu leichten Schale ein Gewicht hinzufügen.“
(Schwerkraft und Gnade, München 1981, S. 224)

 

atomwaffen sind das äußerste an gewalt

sie leben von einem gewaltglauben der sich für allmächtig hält

 

dieser allmacht entspricht die ohnmacht, die die atomwaffen erzeugen, nichts soll die atomwaffen aufhalten können, ihre existenz allein, soll schrecken erzeugen, sonst könnten sie nicht abschrecken

sowohl der allmachtswahn – als auch die dadurch produzierte ohnmacht, beides ist menschenunwürdig

 

es verletzt zutiefst die begrenztheit des menschen, die ihren grund in der schönheit seiner bedürftigkeit hat: kein mensch soll ohne einen anderen menschen auskommen müssen

und es verletzt die gaben des menschlichen, die uns gegeben sind, das zusammenleben zu meistern

 

allmachtsvorstellungen sind gotteslästerlich, sind hybris,

ohnmachtsproduktion ist menschenschänderisch, ein verbrechen an der menschheit

 

diese ohnmacht, die die atomwaffen bewirken,

bringen wir mit dem fasten auf die straße, setzen sie der öffentlichkeit aus

 

indem wir auf nahrung verzichten und auf das, was  massen anzieht, geben wir zugleich ein zeichen für die millionen von menschen die immer noch, jeden tag, nicht auf ihre kosten kommen – meistens von uns nicht gesehen –

weil tag für tag millionen für rüstung und atombomben und ihre unterstützungssysteme ausgegeben werden

 

das geschäft des todes wird für lukrativer gehalten

als der erhalt des lebens

 

mit dieser öffentlich gemachten ohnmacht

wollen wir auf die gewissen einwirken:

 

die gewissen der bürger: mehr dafür zu tun, dass die atomwaffen abgeschafft werden, denn es liegt an der bundesregierung, die sich weigert, diesen schritt zu tun, obwohl die mehrheit der bevölkerung es befürwortet

und auf die gewissen der soldaten, ihrem gewissen zu folgen und ihren vorgesetzten zu erklären, dass sie mit atombomben nichts zu tun haben wollen

 

mit diesem fasten folgen wir Jesus, der den jüngern, als sie bei einer nicht ganz alltäglichen herausforderung ziemlich ratlos waren und ihre ohnmacht erlebten und Jesus fragten, was sie denn hätten tun sollen,

antwortete: hier hilft nur beten und fasten (Mk 9,29; Mt 17,20 jüngere Überlieferung).

 

wir verstehen dies öffentliche fasten

als ein zeichen des friedens – für eine welt ohne den schrecken der atomwaffen, für ein atomwaffenfreies deutschland und europa

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahrt eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen. (Phil 4,7)

 

*

 




Freitag, 23. Juli 2021

pax Christi Trier - Horst Peter Rauguth fastet vom 25. Juli bis zum 9. August bis zum Abzug der Atomwaffen aus Deutschland


 

 

 

20. Juli 2021

Horst-Peter Rauguth, Geistlicher Beirat von pax christi Deutschland, beteiligt sich an der 12. Internationalen Fastenaktion der Regionalgruppe des Internationalen Versöhnungsbundes Cochem-Zell/Initiativkreis gegen Atomwaffen für den Abzug der Atomwaffen aus Büchel.
 
Ich beteilige mich an der 12. Fastenaktion für den Abzug der Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika aus Deutschland/Büchel und eine atomwaffenfreie Welt vom 25. Juli bis 9. August 2021 und faste mit.
 
Viele Menschen der westlichen Welt haben nicht nur das, was sie benötigen, sie haben sogar zu viel. Mit diesem Überfluss sind wir in Gefahr, unsere Seele und unser Leben darin untergehen zu lassen und blind dafür werden, was wir haben und wie wir leben. Durch Fasten und Beten sehe ich klarer und kann mich auf Wesentliches besser konzentrieren. 
 
Die Abschaffung aller Atomwaffen, als Ziel für eine friedliche Welt oft beschworen, wird erneut durch die verantwortlichen Politiker auf unbestimmte Zeit verschoben. Dies zu skandalisieren und hier gegen ein klares Zeichen zu setzen ist ein Ziel der Fastenaktion und des gemeinsamen Einsatzes gegen Atomwaffen.
 
Im Rahmen der Fastenaktion werde ich am 6. August um 17 Uhr vor dem Bildstock in Büchel das ökumenische Friedensgebet mitgestalten.
 
Hope Rauguth