Dienstag, 19. Januar 2021

Gau-Algesheimer Stadtnachrichten -

Der Beginn der Fastenaktion fand in Gau-Algesheim eine interessante Nachlese:

Gau-Algesheimer Stadtnachrichten vom 6. August 2020, S. 6.



Spektakuläre Friedensaktion gegen Atomwaffen

Auf Einladung der Sozialdemokratischen Bildungsinitiative Gau-Algesheim (SBi) hat der evangelische Pfarrer und Friedenstheologe Dr. Matthias W. Engelke seine diesjährige internationale „Fastenaktion für den Frieden und gegen Atomwaffen“ auf dem Marktplatz in Gau-Algesheim begonnen. Seit nunmehr 10 Jahren demonstriert er - zusammen mit Freunden aus aller Welt - öffentlich an unterschiedlichen Orten in seinem „Fastenzelt“ gegen die nukleare Bedrohung, insbesondere gegen die Stationierung der Atombomben in Büchel. Aufgrund der räumlichen Nähe zu Büchel als einem potentiellen Standort eines nuklearen Angriffs seien gerade auch Gau-Algesheim und seine Bürgerinnen und Bürger erheblich gefährdet.

Die Fastenaktion endet immer am Jahrestag des Atombombenabwurfs am 9. August auf Nagasaki. Wie seine Frau Beate Engelke dazu bemerkte, sei dieser zweite Abwurf noch schlimmer als der erste auf Hiroshima am 6. August zu bewerten, da man die verheerenden Auswirkungen mit Tausenden von Toten und langfristig geschädigten Menschen sowie die dramatische Zerstörung der Umwelt deutlich erkennen konnte. „Beide Atombombenabwürfe waren und bleiben ein Verbrechen an der Menschheit“, so deren Fazit. Jahr für Jahr verlängert Dr. Engelke seine Fastenzeit um 1 Tag, solange bis die in Büchel gelagerten Atombomben vollständig aus Deutschland abgezogen sind. Wie er dazu anmerkte, ließe sich das militärisch genutzte Büchel-Gelände perfekt als Standort für ein Energiezentrum für nachhaltige Wasserstofftechnologie und damit gewinnbringend für die Gesellschaft einsetzen.

Zur Eröffnung der Fastenkampagne hatte der SBi-Vorsitzende Klaus Leibenath auf das langjährige Engagement der SBi hingewiesen. Bereits 1988 hatte die SBi unter dem Titel „Hiroshima mahnt – Nie wieder Krieg“ mehrere Aktionen durchgeführt. Der


Beigeordnete der Stadt, Dr. Rolf Meier, sprach der SBi und dem Ehepaar Engelke den Dank der Stadtführung für ihr besonderes Engagement aus. So habe die SBi angeregt, dass die Stadt schon im Jahr 1986 der Organisation „Bürgermeister für den Frieden“ beigetreten ist und sich 2019 dem ICAN-Städteappell angeschlossen habe, in dem die Bundesregierung aufgefordert wird, die UN-Resolution zum weltweiten Verbot von Atomwaffen zu unterzeichnen und damit dazu beizutragen, dass dieser UN-Beschluss für alle Staaten verbindlich wird.

Den Mittelpunkt der Aktionen von Dr. Engelke stellten die Gedenkfeiern mit Andachten dar, die in Erinnerung an die Uhrzeit des Bombenabwurfs auf Hiroshima immer um 8.15 Uhr morgens und abends stattfanden. Thematisch standen sie unter dem Motto „Die eine Menschheit!“; damit sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass die nukleare Bedrohung ein globales Phänomen ist und mit ihrer Zerstörungskraft alle Menschen dieser Erde gleichermaßen betrifft. Er erinnerte dabei an eine Aussage von Papst Franziskus, dass es keine „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ geben dürfe. Seine Beiträge aus der Bibel und anderen Schriften führten bei den Zuhörern zu einer besonderen nachdenklichen Stimmung. Sinnbildlich für die Bedrohung zeigte er ein Bodenplakat als Weltkarte mit den Standorten der „nuklearen Kette“, vom Uranabbau bis hin zu den zerbombten Städten. Beeindruckend waren auch die Bilder von Opfern der Atombombenabwürfe, die Dr. Engelke von Überlebenden der Katastrophe, genannt „Hibakusha“, erhalten hatte. Als musikalischen Beitrag spielte er auf seiner Geige kirchliche Lieder, die von den Zuhörern corona-bedingt nur mitgesprochen und gesummt und nicht gesungen wurden.

Im wahrsten Sinne „plakativ“ war die Bildung eines Schweigekreises, in dem die Teilnehmer ihren individuellen Grund, warum sie Atombomben ablehnen, auf ein Plakat geschrieben hatten. In handschriftlichen Briefen an die Bundeskanzlerin und den Chef des Jagdbombengeschwaders in Büchel machte Dr. Engelke auf seine Aktionen aufmerksam, die von der Mehrheit der Menschen getragen würden. Es sei daher wichtig, dass sich diese Mehrheit auch Geltung und Gehör bei den politisch Verantwortlichen verschaffe.

Im Rahmenprogramm hatte die SBi einen Besuch des Gedenksteins von Prof. Karl Bechert auf dem Friedhof und eine Besichtigung der Plakatausstellung zur Arbeit von


Karl Bechert und seiner Zusammenarbeit mit dem Friedensnobelpreisträger Prof. Albert Schweitzer organisiert; hier übernahmen Klaus Leibenath und Günter Frey für den SBi-Vorstand die Erläuterungen.

Insgesamt äußerte sich Dr. Engelke sehr positiv zum Verlauf der Aktion, die mitten auf dem Marktplatz viel Aufmerksamkeit gefunden und damit die Bürgerinnen und Bürger für dieses wichtige Thema weiter sensibilisiert habe; dies habe sich auch bei den zahlreichen persönlichen Kontakten, der Resonanz auf die Unterschriftenaktion zum UN-Verbotsabkommen für Atomwaffen und dem Spendenergebnis gezeigt. Wer seine Aktion in Gau-Algesheim, Mainz und Büchel weiterverfolgen will, kann dies im Internet unter „fastenkampagne.blogspot.com“ tun.

Gau-Algesheimer Stadtnachrichten vom 6. August 2020, S. 7.


24-Stunden-Dauergebet vor dem Atomwaffelager Büchel - 8. bis 9. August 2020

Zum Abschluss der diesjährigen Fastenaktion fand vor dem Haupteingang zum Atomwaffenlager Büchel ein 24-stündiges Dauergebet statt.

Einfahrt zum Atomwaffenlager Büchel. Foto: Lothar Eberhardt, Berlin

Dauergebet vorm Atomwaffenlager Büchel zum Abschluss der Fastenaktion. Foto: Lothar Eberhardt, Berlin

Beate Engelke läutete die Chorweiler Friedensglocke und berichtete von der Chorweiler Friedenserklärung.

Beate Engelke mit der Chorweiler Friedensglocke. Foto: Lothar Eberhardt, Berlin
Leider war es wegen der Corona-Maßnahmen nicht möglich das Original nach Büchel auszuleihen, so erklang eine Nachbildung.

Der Komponist und Musiker Adrian Oswalt, Tübingen spielte alle zwei Stunden ein Lied aus seiner Komposition "12 x Frieden. Konzert für Frieden aus 12 Religionen".

Adrian Oswalt, Tübingen, Komponist und Musiker mit 12 Liedern aus 12 Weltreligionen. Foto: Lothar Eberhardt, Berlin
Verschiedene Beiträge lösten einander ab.

24-stündiges Dauergebet vor dem Atomwaffenlager. Foto: Lothar Eberhardt, Berlin
Auf dem Kreisverkehr, direkt gegenüber der Einfahrt, mahnte Rainer Schmid: "Atomwaffen abschaffen - jetzt!"

Rainer Schmidt, Aalen: "Atomwaffen abschaffen - jetzt!" Foto: Lothar Eberhardt


Kampagne Kriegsverrat ist Friedenstat - KdV Ruslan Kotsaba

Der ukrainische Journalist Ruslan Kotsabe verweigerte 2015 den Kriegsdienst. 
Er erklärte: “Ich weiß, dass die Mobilisierung unter Kriegsrecht erklärt wird.
Ich gehe lieber ins Gefängnis, als jetzt in 
den Bürgerkrieg zu gehen und meine Landsleute,
die im Osten leben, zu töten. Kommt mir nicht mit diesen Einberufungen.
Ich werde an diesem Bruderkrieg nicht teilnehmen.“

Am 22. Januar 2021 findet erneut ein Prozess gegen ihn in Kolomyja statt.
Aus Solidarität mit ihm ruft die von Mitgliedern des Versöhnungsbundes mitgetragene
Fastenkampagne für den Abzug aller Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika
aus Deutschland (Büchel) vom 20. bis zum 22.01 zu einem dreitägigen Solidaritätsfasten auf
.

Die Fastenkampagne wird an diesem Tag vor der Ukrainischen Botschaft in Berlin
eine Mahnwache halten und am gleichen Tag in Berlin feiern, dass der Atomwaffenverbotsvertrag
völkerrechtlich in Kraft tritt. Soldaten haben ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung und zur 
situativen Befehlsverweigerung, vor allem, wenn es um Atomwaffen geht.

Weitere Informationen u.a. bei 
https://de.Connection-eV.org/ruslankotsaba
www.dfg-vk-hessen.de
https://www.facebook.com/berlinerinifreiheitruslankotsaba/