Dienstag, 28. Juli 2015

Ankunft in Japan - Erster Tag in Tokyo



Am Flughafen Narita angekommen erledigte ich die Einreiseformalitäten und Notwendigkeiten. Ausgestatet mit Yen und einem japanischen Mobiltelefon fuhr ich mit einem Shuttlebus zum Bahnhof Tokyo. Dort erwartete mich Tatsushi. 

An das japanische Klima muss ich mich gewöhnen. Als ich aus dem Flugzeug ausstieg fühlte ich mich, wie wenn ich ein Tropenhaus betrete. Im Bus, wieder die kühle Luft der Klimaanlage, dann zurück in die schwüle Hitze. Der Tag ein ständiges Wechselbad.




Ich kenne Tatsuhsi vom Versöhungsbundtreffen in Konstanz, dort hatten wir gemeinsam einen Workshop zu nuklearer Abrüstung und Atomwaffen gehalten. Er fuhr mit mir zum Museum des „Fünften Drachen“. Es war kein Ausflug in die Japanische Mystik, sondern in die Geschichte der Atomtests. Der „Fünfte Drachen“ ist der Name eines Japanischen Fischerbootes. Es war zum Thunfischfang unterwegs als 1954 der Bikni-Atomtest durchgeführt wurde. Die Fischer befanden sich in öffentlichem Gewässer ohne jede Vorwarnung. Sie sahen einen hellen Blitz, hörten lautes Grollen und Staub regnete auf ihr Schiff. Der „tödliche Staub“ wie er später genannt wurde, stammte von den Korallenriffen, die durch den Test zerstört wurden. Aufgrund seiner Radioaktivität erkrankten die Fischer. Die USA gab den Japanern keinerlei Informationen über die Bombe für die medizinische Behandlung der Fischer. Der gefangene Thunfisch wurde entsorgt, das Boot landete auf einem Müllplatz. Eine Bürgergruppe engagierte sich und bewegte die Stadt Tokyo dazu im Hafengelände ein Museum einzurichten. Montags haben Museen eigentlich zu. Die Sekretärin Frau Mari Ichida öffnete jedoch das Museum für uns und Direktor Kazuya Yasuda lud zum Tee ein.




Vom Museum fuhren wir zum Parlament. Dort begann im Oberhaus die Debatte über neue Sicherheitsgesetze. Auf der Rückseite vor den Büros der Abgeordneten stießen wir auf eine Mahnwache. Im Artikel 9 verbietet die japanische Verfassung der Regierung die Kriegsführung. Japan darf keine Boden, See oder Luftstreitkräfte aufstellen. Diesen pazifistischen Grundsatz will Ministerpräsident Abe abschaffen. Zur Zweidrittelmehrheit für eine Verfassung reicht es nicht, deswegen sollen die neuen Gesetze diesen Grundsatz aufweichen. Nach dem Korea-Krieg wurden Selbstverteidigungskräfte aufgestellt. Diese sollen nun auch im Ausland zur Verteidigung japanischer Interessen eingesetzt werden dürfen. Nach jüngsten Umfragen lehnen etwa 60 Prozent der Bürger die Sicherheitsgesetze ab. Die Opposition verließ aus Protest das Parlament und nahm an der Abstimmung nicht teil. Die Demonstranten trommelten für die Erhaltung des Artikels 9.


Tatsushi hatte für mich einen Gesprächstermin im Büro des Abgeordneten Shoichi Kondo organisiert. Er war früher stellvertretender Umweltminister und ist Mitglied bei PNND. An der Sicherheitskontrolle musste ich mein Taschenmesser abgeben und Tatsushi seinen Anhänger zum Artikel 9 in die Tasche stecken, so dass er nicht mehr sichtbar ist.


Mit seinem Sekretär Masato Tomabechi tauschte ich mich über den deutschen Atomausstieg, nukleare Abrüstung und die aktuelle Auseinandersetzung im Parlament aus. Das Oberhaus hat jetzt 60 Tage Zeit zur Entschlussfassung.


Wir fuhren dann zu Tatsushi nach Hause. Er erläuterte, dass die Aufweichung der pazifistischen Grundsätze bereits mit dem Koreakrieg angefangen hätte. In der Debatte würde der „nukleare Schutzschirm der USA“! völlig ausgeblendet.



Am Abend werde ich Tatsushis Frau mit Reis und Gemüse-Curry und einem süßen Nachtisch aus Mungo-Bohnen verwöhnt. Die Nachtüber quaken die Frösche im nahe gelegenen Reisfeld. Ich bin von der Reise und der Hitze geschafft. Beim Surren des Ventilators kann ich gut einschlafen.

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