Unterm Ahorn vor dem Atomwaffenlager in Büchel versah Rüdiger Lancelle, Cochem, mit einer Betrachtung zu einem Teil des Vater-Unsers und einer Ikone des Taizé-Malers Frère Éric zum Thema "Das Himmlische Jerusalem" den Auftakt zum Dauergebet.
Arhorn, Nationalbaum Kanadas, bereits 1984 aus der Nuklearen Teilhabe ausgestiegen, Foto: Lothar Eberhardt |
Rüdiger Lancelle, Cochem, mit einer Ikone und Gedanken zum Vaterunser, Foto: Klaus Mertens |
Udo Grotz, Pfarrer aus der badischen Landeskirche, und Elke Koller, Leienkaul, schlossen sich an.
Serge Levillayer, Mont St. Michel, Udo Grotz, Breisach, Uwe Werner Schierhorn, Wesseling, Foto: Klaus Mertens |
Es ergab sich ein munterer Reigen von Texten, Gebeten und Liedern.
Elke Koller, Leienkaul, rechts, mit einem Beitrag zum Dauergebet, links: Uwe Werner Schierhorn, Wesseling, Foto: Klaus Mertens |
Veronika Rass, Pastoralreferentin Cochem-Zell, bereicherte diesen mit Liedern und Gebeten aus den Ländern, die den Atomwaffenverbotsvertrag bislang unterzeichnet haben.
Veronika Rass, Cochem, erläutert Mantras aus Ratifizierungsstaaten des Atomwaffenverbotsvertrags, Foto: Klaus Mertens |
Deren Nationalflaggen malte Serge Levilayer unterdessen auf das Pflaster vom Fahrradweg, so dass sie alle Schritt für Schritt, nach Kontinenten geordnet betrachtet werden konnten und das Fehlen der deutschen Flagge schmerzlich vermisst wurde.
Foto: Lothar Eberhardt
Ab 18 Uhr wurde mit Wein des Winzers Wolfgang Antoni, Zell, auf den Atombombenverbotsvertrag angestoßen, begleitet vom virtuosem Akkordeonspiel Peter Hohlwegers, Nettetal-Breyell. Als Fastender blieb ich beim Wasser, die Grundlage aller anderen Getränke.
Peter Hohlweger, Nettetal, spielt auf zur Feier der Ratifikation des Atomwaffenverbotsvertrages, Foto: Klaus Mertens |
Unterm Regenbogen in Büchel: Anstoßen auf den Atomwaffenverbotsvertrag, Foto: Klaus Mertens
Am Abend berichtete Pascal Geber, Alflen, ausführlich von seinen Eindrücken während eines spontanen mehrtägigen Hilfseinsatzes im Katastrophen- und Überflutungsgebiet der Ahr.
Pascal Geber, Alflen, berichtet von der Nothilfe im Ahrtal, Foto: Lothar Eberhardt |
Nachdem das Wetter sich gezeigt hat, als wären wir im April, klarte es zum Abend hin auf und wir erlebten eine wolkenlose und kalte Nacht. Uwe Werner Schierhorn leitete am späten Abend zum Thema „Atomkrieg aus Versehen“ über und zeigte Ausschnitte aus einem Film zur bislang wohl größten diesbezüglichen Krise während eines NATO-Atomkriegsmanövers in den 80iger Jahren.
Den Abschluss bildete am anderen Morgen ein Gottesdienst mit einer Friedens-Choreografie, Dokumentation s. u. Währenddessen starteten mehrere Tornados.
Bürger treten dem Atomwaffenverbotsvertrag bei, Friedens-Choreografie, Foto: Lothar Eberhardt |
Drei Affen, während der Fastenaktikon 2020 von Mainzer Friedensfreundinnen und –freunden gefertigt, begleiteten die ganze Zeit das Geschehen.
Drei Affen, Foto: Klaus Mertens |
Dann wurden sie angesprochen bzw. dem Affen, der nicht hören kann, eine Tanzperformance mit Phuong Bui und Matthias-W. Engelke gezeigt.
Starke Ohnmacht - Abschlussbild der Tanzperformance am Atomwaffenlager in Büchel am 09.08.2021 mit Phuong Bui und Matthias-W. Engelke (v. r. n. l.), Foto: Lothar Eberhardt |
Im Anschluss meldeten sie sich zu Wort. Dokumentation s. u.
Zuletzt folgten wir auf der Friedenswiese dem Klang der Glocke. Es wurde eine Gedenkminute für die Opfer des Atombombenabwurfs auf Nagasaki gehalten. Die Segensbitte beschloss das 24-stündige Dauergebet und die 12. Internationale öffentliche Fastenaktion. Das anschließende Fastenbrechen bestand für die Fastenden aus einer Apfelscheibe und einer leichten Gemüsesuppe.
In diesem Jahr fasteten öffentlich
in Deutschland während der Zeit vom 25. Juli bis 9. August Lothar Eberhardt, Berlin, Serge Levillayer, Mont St. Michel, Horst-Peter Rauguth, Saarbrücken und Matthias-W. Engelke, Köln und vom 25.-27. Juli Freundinnen und Freunde der Friedensarbeit in Emden;
vom 6. bis 9. August Bernd Reißmann in Dresden, Malte Fröhlich in Magdeburg, Stefan Walther und Ulrike Walther mit der Arche-Gemeinschaft in Offenburg und Hildegard und Kurz Salewski in Burbach/Siegerland.
In folgenden Ländern haben vom 6. bis 9. August mit verschiedenen Gruppen gefastet:
In Frankreich Dominique Lallanne in Dijon, Valduc, Josette Lenoury am Mont St. Michel, Chrystelle in Brest, Ile Longue und Marie Claude Thibaud in Tours.
In Neuseeland Chris und Audry van Ryn in Auckland.
In Togo Warie Yao in Lomé.
Im Vereinigten Königreich Sheila Bloggs in Barnstaple, England, Angie Zelter in Knighton, Wales, Margery Toller in Iona, Schottland, Michal Lovejoy in Plymouth, England, Rowland Dye in Bristol, England und Marc Morgan in London, England.
In den Vereinigten Staaten von Amerika Ann Suellentrop in Kansas City, Missouri und Marcus Pegasus in Goshute, Colorado.
Angaben von Marc Morgan, 29.07.2021
Weitere Bilder unter:
https://www.facebook.com/Fastenaktion-f%C3%BCr-eine-atomwaffenfreie-Welt-112498820551336/
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DOKUMENTATION:
- Friedens-Choreografie
- Die drei Affen
FRIEDENS-CHOREOGRAFIE – zum Hiroshima-Gedenktag am 6. August 2021 in Köln und Nagasaki-Gedenktag, am 9. August 2021 in Büchel
Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,
heute ist es genau 76 Jahre
her,
dass über Hiroshima die Atombombe der
Vereinigten Staaten von Amerika gezündet wurde
innerhalb von Sekundenbruchteilen waren Tausende von Menschen tot, zu Dampf geworden, im Pflaster ein dunkles Abbild dafür,
dass dort einmal ein Mensch war
immer noch lagern Atombomben der
Vereinigten Staaten von Amerika in Deutschland –
in Büchel/Südeifel
und Europa.
damit Europa, damit die Welt atomwaffenfrei wird.
das sind 76 Jahre Rückschritt
wir laden euch ein, bei der Friedenschoreografie, die gleich hier beginnt, mitzumachen und sich darauf einzulassen
fühlt euch frei, der Einladung zu
folgen oder dabei zu stehen: ob dies oder das – solange wir leben ist keine
Entscheidung endgültig, jeder und jede kann jederzeit wieder aussteigen –
oder
sich neu dazu einfinden, entscheidet selbst
zunächst gehen wir 76 Schritte
zurück
stellvertretend für die 76 Jahre nennen
wir acht Ereignisse, die unsere Welt immer weiter zurückgeworfen haben
bitte entscheidet selbst, wie viele Schritte von den insgesamt 76
Schritten ihr dem jeweiligen Schrecken gebt; jeder und jede entscheidet für sich selbst
gibt es Rückfragen zu dieser Friedens-Choreografie?
Wir beginnen mit der Friedens-Choreografie:
I 76 Jahre Rückschritt
1. Erste Atombombe am 16. Juli 1945
Am 16. Juli 1945 explodierte die erste Atombombe – in Neu Mexiko. Die einheimische Bevölkerung, die dort lebten, wurden nicht informiert. Die beorderten Soldaten wurden im Ungewissen gelassen.
2. Uranabbau - Die Atomkette
Um mit Uran oder Plutonium Kraftwerke oder Bomben bauen zu können, muss dieses schwerste aller Metalle aus den Tiefen der Erde hervorgeholt werden. Nach dem Krieg ließ die Sowjetunion im Erzgebirge Uran für ihre Atomreaktoren und Nuklearwaffen abbauen.
Arbeitsverpflichtet oder angeworben wurden die Arbeiter Gefahren ausgesetzt, die sie nicht ahnten. Viele starben an Krebs noch bevor sie 60 Jahre alt wurden.
3. Uranmunition
Mit Uran angereicherte Munition kann Panzerplatten durchdringen, verbreitet aber radioaktiven Staub. Zum ersten Mal wurde in großem Maße Munition dieser Art in Irak im Golfkrieg eingesetzt, auch im Kosovo-Jugoslawienkrieg und in Afghanistan wurde DU-Munition eingesetzt.
4. Um Atombomben herstellen zu können, benötigt man Kernreaktoren. Dabei gab es von Anfang an immer wieder und insgesamt ca. 34 Havarien. Die berühmtesten Orte sind: Sellafield (7.-12.10.1957), Harrisburg (28.03.1979), Tschernobyl (26.04.1986), und die Dreifachkatastrophe Fukushima (11.03.2011).
5. Nukleare Aufrüstung
Immer wieder halfen Staaten mit Atombomben anderen Staaten mit Know-How und Fachwissen zum Bau eigener Atombomben. Unter anderem halfen die USA Frankreich, die Sowjetunion China, Frankreich und Deutschland halfen Israel und israelische Wissenschaftler französischen.
6. Abgestürzte Atombomber
Der frühere Oberbefehlshaber des US-Atomraketenarsenals General Lee Butler eröffnete der Welt eine gruselige Einsicht in bislang unbekannte Fakten: Mit Atomwaffen bestückte B-52 Bomber stießen mit Tankflugzeugen zusammen und verstreuten Atombomben entlang der spanischen Küste und im Meer. U-Boote, mit Atomraketen bestückt, verunglückten und liegen auf dem Meeresboden.
7. Atombombenabwürfe
Am 6. August 1945 zerstörte eine Uran-Bombe derVereinigten Staaten von Amerika die Großstadt Hiroshima, am 9. August eine Plutoniumbombe Nagasaki. Ca. 100.000
Menschen starben sofort, ca. 130.000 Menschen bis Ende 1945. Bis heute leiden Menschen an den Folgen dieser beiden Atombombenabwürfe der Vereinigten Staaten von Amerika. Bis heute wurden diese Verbrechen nicht verfolgt.
8. Die Wissenschaftler:innen des Bulletin of the Atomic Scientists veröffentlichen jedes Jahr einen Bericht darüber, wie hoch sie die Gefahr eines Atomkrieges einschätzen. Noch nie haben sie die Gefahr so hoch eingeschätzt wie in diesem und dem letzten Jahr: 100 Sekunden vor Zwölf. Atomwaffen, Klimawandel und Informationskriesgsführung bilden eine unheilige Allianz, die eine außergewöhnliche Gefahr darstellt.
Als Zeichen für diese Gefahr halten wir 100 Sekunden inn.
Wir sind heute hier, um den Opfern der beiden Atombombenabwürfe zu gedenken – aber auch, um zu mahnen, damit ein solches Verbrechen nie wieder passiert. Was zivilgesellschaftliche Aktivitäten alles erreichen können, wollen wir in acht Beispielen im zweiten Teil der Choreografie zeigen. Jetzt gehen wir 76 Schritte nach vorne: entscheidet jede und jeder selbst, wie viele Schritte sie oder er dem jeweiligen Fortschritt unserer Zivilgesellschaft beimisst.
II 76 Jahre Fortschritte der Zivilgesellschaft
1. Die 76 Jahre seit den Atombombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki sind geprägt von den Forderungen und Aktionen von Aktivistinnen und Aktivisten gegen Atomwaffen. Insbesondere wollen wir nennen: die Ostermarschbewegung; die Pflugscharbewegung; die Anti-Atomkraftbewegung und Anti-Castorbewegung; die Proteste gegen Atomwaffen am Fliegerhorst Büchel.
2. Am 5. März 1970 trat der Atomwaffensperrvertrag für Deutschland in Kraft und regelt das Verbot der Verbreitung und die Verpflichtung zur Abrüstung von Kernwaffen. Mittlerweile wurde der Vertrag von 191 Staaten unterzeichnet.
3. Mit dem Schiff „Rainbow Warrior“ verhindert Greenpeace Atombombentests im Pazifik. Im Mai 1985 landet die Crew der Rainbow Warrior auf der schwer strahlenverseuchten Pazifikinsel Rongelap, nimmt rund 300 Menschen an Bord und siedelt sie auf eine andere Insel um.
4. Am 24. März 1993 erklärt der letzte weiße Präsident Südafrikas, Frederik Willem de Klerk, dass sechs im Land produzierte Atomsprengsätze unter internationaler Kontrolle vernichtet wurden. Das hatte auch Folgen für ganz Afrika. Am 11. April 1996 unterzeichnen 45 Staaten in Kairo den Vertrag über die Afrikanische Kernwaffenfreie Zone, der Produktion, Erwerb, Gebrauch, Erprobung, Lagerung und Stationierung von Kernwaffen in der Region und den angrenzenden Seegebieten verbietet.
5. Die sogenannte nukleare Teilhabe besteht daraus, Infrastruktur, Flugzeuge und Piloten zur Verfügung zu stellen, um im Kriegsfall US-amerikanische Atombomben auf den Gegner abzuwerfen. 1984 beendete NATO-Staat Kanada und 2001 Griechenland die sogenannte nukleare Teilhaben. Spanien, Island, Dänemark, Litauen und Norwegen haben sogar die Lagerung von Atomwaffen auf ihrem Gebiet verboten.
6. Am 10. Oktober 1963 tritt der Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser in Kraft. Die Bundesrepublik Deutschland unterzeichnete den Atomteststoppvertrag am 19. August 1963. Erst am 10. September 1996 wurde der Kernwaffenteststoppvertrag von der UN-Generalversammlung angenommen. Das verhalf zu seiner Wirksamkeit.
7. Der internationale Gerichtshof, IGH in Den Haag stellt am 8. Juli 1996 unmissverständlich fest, dass die Atomwaffen völkerrechtswidrig sind. Nur über den Fall, dass ein ganzer Staat in seiner Existenz bedroht ist, darüber hat der IGH nicht entschieden. Für Europa ist dieser Fall nicht gegeben.
8. Am 7. Juli 2017 wurde der Atomwaffenverbotsvertrag, kurz AVV, mit 122 Stimmen von der UN-Generalversammlung angenommen. Mittlerweile haben 86 Staaten unterzeichnet und 55 den Vertrag ratifiziert. Die Bundesrepublik Deutschland fehlt zurzeit noch im Kreis dieser Staaten.
Ihr seht hier einen Halbkreis mit
den Namen der Staaten, die den Atomwaffenverbotsvertrag
ratifiziert haben. Die deutsche Bundesregierung weigert sich, dem
Vertrag beizutreten. Wir als Bürgerinnen und Bürger fordern
dies. Wir tun dies heute, indem wir als Weltbürgerin und Weltbürger in
Deutschland diesem Kreis beitreten – wer das unterstützt, den bitten wir, in
diesen Halbkreis zu treten und damit die Forderung zu demonstrieren, dass
Deutschland dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt: Wir fordern den Beitritt Deutschlands zum
Atomwaffenverbotsvertrag!
Autoren: Samira Blau, Köln, Kai Blau, Köln und Matthias-W. Engelke, Köln
*
DREI AFFEN – zum Dauergebet am Atomwaffenlager am 8./9. August 2021 Büchel
Werte Affen,
verzeiht, wenn wir euch um eure Aufmerksamkeit bitten,auch wenn ihr nicht alle drei hören könnt,
wir möchten vor euch unser Leid klagen
weil wir ahnen, dass ihr mehr davon versteht als wir
ich hoffe es gelingt uns, das, was uns das Leben schwer macht, euch verständlich zu machen,
wir verstehen es selbst manchmal nicht – und auch darin glauben wir, sind wir einander irgendwie nah
*
ZUM AFFEN „Nichts sehen“
seit bald zwanzig Jahren stehe ich hier in dieser Arbeit:
dass die Atombomben der Vereinigten Staaten von Amerika hier aus Büchel abgezogen werden und die sogenannte nukleare Teilhabe Deutschlands beendet wird
manche sind noch länger dabei
und einige unserer Freunde können nicht mehr dabei sein, sie sind in den letzten Jahren verstorben: Michael Held, Hjelmar Lorenz, ein Freund aus Siegen, Hermann Paulus
was haben wir nicht alles angestellt:
Briefe an Soldaten geschrieben und ins Netz gestellt
Briefe an die Kanzlerin
manche jeden Monat
chinesische Glückskekse an die Soldaten, die morgens zur Arbeit fuhren, verteilt
eine rechtlich wasserdichte Formulierung gefunden, wie Soldaten sich von Atomwaffen distanzieren können ohne deswegen belangt werden zu können
Briefe an den jeweiligen Commodore
Gespräche mit ihnen, seit 2002 – mit allen, die hier Dienst taten
und besonders im letzten Jahre während des 13-tägigen Fastens
jeden Tag einen handgeschriebenen Brief an die Kanzlerin oder den Commodore oder an beide
und nach dem Wort des Papstes in Hiroshima, dass Atomwaffen ein Verbrechen an der Menschheit sind,
in aller Herrgottsfrühe Briefe an die Soldaten – der Brief, der einem von euch auf den Leib geschrieben wurde
alles das –
wie umsonst
wie reden in den Wind
ohne Echo – ohne Widerhall – unerhört ungehört
aber du hörst uns, und verstehst uns,
oder?!
*
„Zum Affen „Nichts sagen!“
Liebe Affen,
wir hoffen ihr versteht uns:
was haben wir nicht alles gezeigt:
die bunten Fahnen des Regenbogens ums Atomwaffenlager herumgetragen und zur Friedensfeier der Umwandlung von Gewalt vor dem Haupttor vereint – sie wehen noch heute bei fast jeder größeren Aktion hier am Haupttor
Plakate von Friedensfreunden aus ganz Deutschland
Bilder von den Zerstümmelten aus Hiroshima und Nagasaki
das einfache Kreuz mit der Aufschrift „Atomwaffen abschaffen“
die handgemalten Plakate unseres Friedensfreundes aus Siegen
und das lange Banner von Serge Levillayer, das wir vom Mont Saint Michel mitbrachten
dies und noch viel mehr: das zeigten wir
und warnten davor, was für eine Gefahr Atomwaffen für die ganze Menschheit sind
regelmäßig Berichte in den Zeitungen über die Veranstaltungen hier – Gott sei Dank
aber in den überregionalen Medien: fast nichts
und alles wie ungesehen
als wäre es ein Nichts
aber du siehst uns
und verstehst uns, oder??!!
*
zum Affen „Nichts hören“
TANZPERFORMANZ
*
DER AFFE „Nichts hören“ spricht
Ihr Lieben,
das ist lange her, das zuletzt einer von uns zu euch sprach
Franz aus Prag verlieh ihm damals Worte
vielleicht kennt ihr sie
ich habe gesehen was ihr macht
und habe verstanden was euch umtreibt
es ist das gleiche was auch uns und unseresgleichen umtreibt:
denn ihr seid nicht unsere mitwelt, sondern unsere bedrohung
Tausende von uns und meinen Geschwistern
müssen jetzt schon erleiden, wovor ihr warnt: den nackten Untergang
meine Antwort darauf ist:
nichts Böses hören
ich bringe das Böse zum Stillstand
denn alle Bosheit beginnt mit einer Lüge
Bosheit hat keinen Bestand, darum braucht sie eine Begründung
da es für das Böse keine Begründung gibt, benötigt sie die Lüge
da der Lüge Gehör geschenkt wird
gewinnt sie Macht
und ihre Macht verwandelt sich in Gewalt und
Krieg
ich mache nicht mit
bei mir endet das Böse: ich schenke ihm kein Gehör
lasst das Böse an euch abtropfen
wie der Regen an einer Fischhaut
erbaut die neue Welt des Vertrauens
und der Glaubwürdigkeit und vergesst uns dabei nicht
*
Der Affe „Nichts sehen“ spricht
Ihr Lieben,
was euch Angst macht
macht auch mir Angst
was euch beunruhigt
beunruhigt mich
was euch ungeheuerlich vorkommt
ist mir gleichfalls ungeheuerlich
nur können wir Vertreter der Tierwelt noch weniger dagegen tun als ihr
aber das tun wir jetzt schon
wir verabscheuen das Böse
und schenken ihm nicht unsere Aufmerksamkeit
meine Aufmerksamkeit widme ich der Welt
wie sie in mich dringt und in mir ist durch Musik, Sprache, Klang, Gefühl, Bewegung
aber das Böse endet bei mir,
weil ich es nicht beachte
ihr Menschen aus Europa habt uns Dreien –
als ihr uns in unserer Heimat in Indien gesehen habt nach eurem vorgefassten Maß missbraucht
als Inbegriff für Ignoranz, Dummheit und Gleichgültigkeit – denn ihr seid Menschen der Aktion
wir aber sind der Inbegriff der Kraft, die Gleichgültigkeit, Dummheit und Ignoranz zum Stillstand bringen, weil wir nicht Böses sagen, nichts Böses beachten und auf kein Gerücht und auf keine Lüge hören
macht es uns nach
bringt das Böse zum Stillstand, jetzt schon, durch euch
*
Der Affe „Nichts sagen“
Die Person, die diesen Affen vertritt
nimmt ein Plakat und ein Stift und schreibt auf das Plakat in Großbuchstaben:
WIR FORDERN DEN BEITRITT ZUM ATOMWAFFENVERBOTSVERTRAG
Autor: Matthias-W. Engelke, Köln