Montag, 31. Juli 2017

Fasten am US-Kommando in Stuttgart Vaihingen

Von Schwäbisch Gmünd reisten die beiden Fastenden Mathias Engelke und Serge Levillayer am Sonntag, den 30.07. weiter nach Stuttgart Vaihingen. Ihr Kommen war dem Ordnungsamt angemeldet. Sie stellten zwei Stühle nahe dem Haupteingang des EUCOM auf. Die Polizei kam und erklärte Ihnen, dass die Wiese bei dem Eingangsmonument "Patch Barracks" schon US-Gebiet sei, Sie müssten auf die gegenüberliegende Seite. Sie erklärten, dass sie über Nacht bleiben wollen und ein Zelt aufstellen möchten. Die Polizei ließ das zu, obwohl das Ordnungsamt nur einen offen Pavillon genehmigt hatte. Aber angesichts anrückender Gewitterwolken war das Zelt die richtige Entscheidung.
Um 20:15 Uhr und am nächsten Morgen um 8:15 Uhr fanden Mahnwachen mit Beteiligung von Stuttgarter Friedensbewegten statt.

Fastenandacht am EUCOM von dem die in Europa gelagerten Atomwaffen befehligt werden.

Samstag, 29. Juli 2017

Das Fasten 2017 hat begonnen

Schwäbisch Gmünd

29. Juli 2017


Vom Gmünder  Marktplatz geht es in den Hospitalhof.

Dort wurde das Fastenzelt aufgeschlagen.





Serge Levillayer und Matthias Engelke

werden von heute 20:15 Uhr bis zum 9. August 11:02 Uhr

gemeinsam fasten.

Am Nachmittag kam Matthias Engelke an. Er schlug sein Fastenzelt auf. Unterstützung bekam er von örtlichen Friedensaktiven. Aus Frankreich reiste Serge Levillayer an. Im Hospitalhof setzte man sich zusammen, lernte sich kennen. Serge berichtete vom "Fasten für das Leben" im Jahr 1983.  8 Menschen darunter die Französin Solange Fernex hatten ein unbefristetes Fasten angekündigt. Sie wollten erst wieder Nahrung zu sich nehmen, wenn die angekündigte Stationierung neuer nuklearer Atomraketen in Europa abgesagt würde. Serge und andere wirkten auf die Fastenden ein die Zeit zu begrenzen und nicht bis zum Tod zu fasten. "Wir brauchen Euch noch und wir versprechen Euer Engagement weiterzuführen." Hier liegen in Frankreich die Wurzeln der Fastenaktionen zu den Jahrestagen der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Serge ist begeistert von der Selbstverpflichtung von Matthias, jedes Jahr einen Tag länger zu fasten, solange Atomwaffen in Deutschland lagern. Diese langsame Eskalation unterstreiche die Ernsthaftigkeit.





In seiner ersten Fastenandacht am Friedenspfahl griff Matthias das Thema "Grenzen und Grenzverletzungen" auf.
Atomwaffen seinen eine Grenzverletzung gegen die Menschlichkeit. Der Beschluss vom 7. Juni von mehr als 120 Staaten über ein Atomwaffenverbot will Grenzen aufzeigen. Am Sonntagmorgen kamen Lotte und Dieter Rodi zur Andacht.

Örtliche Unterstützer sind eingeladen mitzufasten.

Freitag, 28. Juli 2017

Solidarität - Eine Fastendimension

Zugleich kann dieses Fasten die Solidarität mit den Menschen ausdrücken, die immer noch mit weniger auskommen müssen, als sie täglich zum Lebensunterhalt benötigen. Immer noch sterben täglich tausende Menschen, vor allem Kinder, daran, dass sie kein sauberes Wasser haben, nicht ausreichend ernährt werden oder keine nötigen Medikamente erhalten. "Unterernährung trägt jährlich und weltweit zum Tod von 3,1 Millionen Kinder unter fünf Jahren bei, was mehr als 45% aller Sterbefälle von Kindern unter fünf Jahren entspricht (Stand 2013)." (Wikipedia, Art. Welthunger, vom 12.12.2016)

Auch daran haben wir uns gewöhnt, weil die gefühlte Unfähigkeit, daran etwas zu ändern, nicht lange ausgehalten werden kann. Inzwischen ist bereits viel geschehen. Aber noch lange nicht genug. Das Vermögen, das in die Entwicklung, Produktion, Lagerung und Bereitstellung von Atomwaffen gesteckt wird, könnte problemlos dafür verwandt werden Leben menschenwürdig zu gestalten.

Atomwaffen sind - wie alle Waffen - ein Wohlstands- und Wachstumshemmnis ersten Grades und gerade darin für eine Volkswirtschaft und die Weltwirtschaft schädlich. Ihre nukleare Strahlung und der tödliche Zusammenhang der Atomwaffen in der nuklearen Kette mit Uranabbau, Atomkraftwerken, Anreicherungsanlagen und Atomwaffen fordern darüber hinaus nach wie vor ihre Opfer. Auch daran haben wir uns gewöhnt. Auch ihnen gilt die Solidarität.
Das öffentliche Fasten bringt den verdrängten Mangel an Gerechtigkeit auf die Straße.

Donnerstag, 27. Juli 2017

Entwöhnung - Eine Fastendimension

Die Gewöhnung an Gewalt und Unrecht ist deren stärkste Stütze. Wird sie in Frage gestellt wird, muss sie legitimiert werden. Das Schwarzbuch, wie Philosophie, Theologie, Staatskunst und Verwaltungslehre Gewalt legitimiert haben, würde viele Seiten füllen. Ziel aller Legitimierungsversuche aber ist es, dass die Gewöhnung an die Gewalt eintritt. Und dass diese Gewöhnung am Besten gleich von Generation zu Generation weiter gegeben wird. Genauso wie Dress- und Verhaltenscodes der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten zu erkennen geben, zu wem man gehört - und zu wem eben nicht.

Erasmus war es, der mit seiner epochemachenden Schrift - Die Klage des Friedens, "Querela Pacis"; eigentlich müsste es heißen "Die Klage von Frau Frieden" - von 1517 aufgedeckt hat, wie gefährlich die Gewöhnung an Gewalt für den Frieden ist: "Wenn nicht die Gewöhnung zuerst das Entsetzen und dann gar das Empfindungsvermögen für das Böse raubte, könnte man dann jene für mit menschlicher Vernunft begabt halten, die so uneinig Zank und Streit und Tumult veranstalten und sich in Kriegen bekämpfen?"

Obwohl biologische und chemische Massenvernichtungswaffen schon seit Jahrzehnten geächtet sind, ist dies bei den Atombomben immer noch nicht der Fall.

Ohne dass die Mehrheit der Menschen - zumindest in Deutschland - dem zustimmt, hat sich die bundesdeutsche Öffentlichkeit doch daran gewöhnt, dass es Atombomben gibt. Viele Menschen wissen immer noch nicht, dass in Deutschland Atombomben der Vereinigten Staaten von Amerika lagern. Und selbst wenn sie es wissen, geschieht nur sehr wenig dafür, dass sie abgezogen werden. 

Der Protest gegen die atomare Bewaffnung hat schon lange nicht mehr zu großen Demonstrationen geführt. Die Gründe dafür liegen wohl auch darin, dass man sich nicht betroffen fühlt. Und die, die unmittelbar davon betroffen sind, die Menschen, die in unmittelbarer Umgebung des Atomwaffenlagers Büchel leben, wiegen sich durch die Versicherung der Bundeswehr, "Wir haben die Atomwaffen unter Kontrolle" und die Arbeitsplätze am Fliegerhorst in Sicherheit.

Auch die eigene Beteiligung daran, dass die nukleare Teilhabe aufrecht gehalten wird, wird auf ein solches Minimum reduziert, dass es verschwindet. Der Soldat verweist auf seinen Vorgesetzten. Dieser auf die Politiker. Und diese sprechen von der NATO und die NATO hält an der nuklearen "Option", wie es betrügerisch heißt, fest. Betrügerisch, weil solch eine Unmöglichkeit, wie eine Atomwaffe, keine Möglichkeit, keine "Option" sein kann.

Das Entsetzen über die nach wie vor beibehaltene Nukleare Teilhabe Deutschlands gehört auf die Straße.
Das Erleben der Ohnmacht wird zum Anruf an das Gewissen, sich der eigenen Gewöhnung an das Unrecht bewusst zu werden und sich dieser Gewöhnung zu entledigen.
Dieses öffentliche internationale Fasten erhebt die Frage: Wie weit habe ich mich an Ungerechtigkeit gewöhnt? Wie weit habe ich mit damit abgefunden, dass Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika immer noch in Deutschland lagern, obwohl sie geächtet gehören?

Mittwoch, 26. Juli 2017

Entgiftung - Eine Fastendimension
 
Es gibt viele verschiedene Arten zu Fasten und dazu eine unübersichtliche Literatur. Mein Arzt hat mir empfohlen täglich eine Lösung mit Elektrolyten zu mir zu nehmen. Das trägt dazu bei, die Zusammenstellung der Spurenelemente im Körper und ein Minimum an Verdauung aufrecht zu erhalten. Während das Fastens nehme ich sonst nur Wasser oder Tee - alles außer Schwarzen und Grünen Tee - zu mir.

Manche schwören darauf, dass durch Fasten die im Körper angelagerten Gifte ausgespült werden. Sie werden aus der belasteten Umwelt durch Atmung, Nahrung oder auch durch die Haut aufgenommen. Oft ist Fasten auch aus medizinischer Sicht für den Körper heilsam. Eine Rücksprache mit dem Hausarzt empfiehlt sich auf jeden Fall, aber sollte m. E. unbedingt stattfinden, wenn das Fasten länger als drei Tage geplant ist.

Sehr oft führt das Fasten dazu mit sich und seiner Nahrung achtsamer zu leben. Es trägt dazu bei neu zu entdecken, dass der Leib wichtiger ist als die Kleidung, das Leben wichtiger als die Nahrung und Gerechtigkeit wichtiger als Unterhaltung. Die alltäglich verschobene sozusagen ver-rückte Mittel- und Zweck-Beziehung, "du lebst für die Nahrung, du arbeitest für gute Kleidung und ein schönes zu Hause" etc, kommt zurück in ihre Ausgangsposition. Das ist zugleich die geistliche Dimension des Fastens. Sie setzt sich mit dem Gewaltglauben auseinander. Im Gewaltglauben wird Gewalt als Mittel zum Zweck geheiligt und als Zweck muss regelmäßig der Friede herhalten. Wer an das Recht des Stärkeren glaubt, will auch die stärkste aller Waffen vorhalten wollen und mit einem "Schlag" alle Rahmenbedingungen verändern. In der Antike glaubte man, dazu sei Zeus in der Lage. Die Atommächte möchten alle gerne Zeus sein. In geistlicher Sicht ist das die größte aller Gotteslästerungen und tritt das erste Gebot mit Füßen.
Das erste Gebot, vgl. 2. Buch Mose Kapitel 20, befreit dazu, keine Mächte oder Herrscher anzubeten, sondern allein den Gott, der Freiheit schenkt.  Der Friede ist kein Zweck. Der Friede wird misshandelt und missbraucht, wo er als Zweck zum Heiligen von Unheiligem dient. Der Friede ist immer schon gegenwärtig und will wahrgenommen werden in der Begegnung mit anderen Menschen. Da ereignet sich Heiliges. Wo es eingeübt wird, die Zweck-Mittel-Verschiebung rückgängig zu machen, hat es eminent politische Auswirkungen.

Körperpflege ist während des Fastens besonders wichtig. Darüber hinaus ist es dringend nötig, sich regelmäßig zu bewegen. Der Körper baut die benötigte Energie dort ab, wo es für ihm am Leichtesten ist. Dazu bieten sich - allerdingst nicht zuerst - die meistens bei uns in Europa gut bekannten Fettpolster an. Aber auch die Muskulatur kann dazu dienen. Dagegen hilft Bewegung.

Das Fastenbrechen ist ein eigenes Thema. Von Gandhi wird der Ausspruch überliefert "Fasten kann jeder Idiot, Fastenbrechen ist eine Kunst". In den letzten Jahren haben wir nach der Gedenkfeier am Nagasaki-Tag, dem 9. August, mit einem kleinen Stück Apfel begonnen. Dieser Genuss allein ist schon ein wunderbares Geschenk. Dann folgt nach einiger Zeit eine fettfreie sehr leichte Suppe. Auch ein Geschmack vom Feinsten. Die Geschmackssinne feiern geradezu! Dann nehme ich Zwieback zu mir, den ich aber nicht schlucke, sondern im Mundraum mit dem Speichel zergehen lasse. Das schont den Magen und geht direkt in den Blutkreislauf. Es folgt Haferbrei - für diesen Zweck schmecken mir die Kernlosen am Besten - mit heißem Wasser, auf keinen Fall Milch!, zusammen mit einem geriebenen Apfel. Das nehme ich solange zu mir, bis die Verdauung wieder normal anfängt oder es mir einfach nicht mehr schmeckt, meistens fällt das zusammen. Auf den Körper kann man sich verlassen. Auch das kann mit dem Fasten neu eingeübt oder intensiviert werden.

Aus der Antike stammt im Übrigen folgender interessanter Tipp: "Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie Heuchler. Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, daß sie fasten. Das ist gewiss, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten.  Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, daß du fastest, sondern nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten." - Das Matthäusevangelium überliefert es von Jesus von Nazareth, Mt 6,16-18.

Wir gehen in die Öffentlichkeit, damit die Möglichkeit, dass wir in einer atomwaffenfreien Welt leben können, Anerkennung findet und nicht um durch das Fasten persönlich Anerkennung einzuheimsen. Dabei ist nicht zu leugnen, dass es Soldaten gibt, die dem anhaltenden Fasten gegenüber Respekt zollen. Wenn die Atombombe das Maximum an Macht und Herrschaft verkörpert und darin ein Maximum an Ohnmacht heraufführt, nehmen wir einen Teil der Ohnmacht, die diese Waffe nach sich zieht, vorweg,  Was an Frust und Ohnmachtserfahrungen oft in sich hinein gegessen wird, wird im öffentlichen Fasten nach außen gekehrt, geradezu ausgestellt. Der Liebe, die ein Maximum an Leben und Gerechtigkeit mit sich bringt, wird es so ermöglicht stattdessen Einzug zu halten.