Dienstag, 11. August 2020

Warum mobilisierte der Widerstand gegen Atomkraftwerke Tausende aber nicht gegen Atomwaffen? Sendung mit Franz Alt

Während der Fastenaktion in Mainz fand ein Internet-Interview mit Franz Alt, Transparenz-TV statt.


Hier der Link zum Interview: https://www.youtube.com/watch?v=65M_VCLwwoI&feature=youtu.be

kyrie eleison - Gedicht zum 6. August 2020

Folgendes Gedicht erhielten wir über das Forum Friedensethik der Evangelischen Badischen Landeskirche, FFE:


kyrie eleison

diese tage im kalender

an denen
eine lähmende traurigkeit
sich als kette um
meine hoffnung legt

und ich
an meinem seidenfaden
der angst ausgeliefert
überm abgrund hänge

bitte fange uns auf


Petra Ng‘uni/ 06.August 2020 (75. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroschima)

Weltweite Fastenaktion

Vom 6. August an fasten weltweit mehrere Gruppen bis zum 9. August. Siehe den Appell der weltweiten Fastenbewegung für eine atomwaffenfreie Welt!
Nach Informationen von Marc Morgan, London, sind dies folgende Fastengruppen:

In Frankreich zumeist an Orten der Atomwaffenproduktionsstätten in
- Dijon-Valduc,
- am Mont St. Michel, vom 26. Juli an,
- Brest,
- Tour und
- Epinal.

In Großbritannien in
- Barnstaple, England,
- Knighton, Wales,
- Jona, Schottland und
- London, England.

In den Vereinigten Staaten von Amerika in
- Kansas-City und in
- Goshute, Colorado.

Darüber hinaus bildeten sich Fastengruppen in
- San Pedro, Elfenbeinküste,
- Auckland, Neu-Seeland und in
- Brüssel, Belgien.

In Deutschland wurde vom 26. Juli in Saarbrücken und in Gau-Algesheim/Mainz/Büchel gefastet und vom 6. August an in Offenburg.

Wer sich dieser Internationalen Bewegung für eine atomwaffenfreie Welt anschließen möchte wende sich bitte an Marc Morgan: marcmorgan@gtinternet.com

Mainzer Erklärung und Pressemitteilung der Fastenden - vom 6. August 2020


Pressemitteilung der Fastenenden der diesjährigen 11. Internationalen Öffentlichen Fastenaktion bis zum Abzug aller Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika aus Deutschland, Büchel, und eine atomwaffenfreie Welt aus Anlass des Hiroshimagedenktages am 6. August 2020 in Mainz – 

Der Initiator der deutschen öffentlichen Fastenkampagne bis zum Abzug aller Atomwaffen der Vereinigten  Staaten von Amerika aus Deutschland, Pfarrer Dr. Matthias-W. Engelke erklärt: "Die Atomwaffen sind Inbegriff des Allmachtswahns, sie produzieren Angst und Ohnmacht."  

Die jährlichen Fastenaktionen des Initiativkreises gegen Atomwaffen, der Regionalgruppe des Internationalen Versöhnungsbundes Cochem-Zell zwischen dem 6. und 9. August, den Gedenktagen an die Vernichtung von Hiroshima und Nagasaki 1945, werden jährlich zu Beginn um einen Tag verlängert, bis alle  Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika aus Deutschland abgezogen sind. 

In diesem Jahr begann das öffentliche Fasten am 26. Juli auf Einladung der Sozialdemokratischen Bildungsinitiative, SBi, in Gau-Algesheim und endet am 9. August am Atomwaffenlager Büchel, Südeifel. Friedensgruppen von Mainz und die Mainzer Regionalgruppe des Internationalen Versöhnungsbundes haben in diesem Jahr das Fastenzelt für zehn Tage nach Mainz eingeladen. Anlässlich der Fastenaktion findet die Mainzer Aktionswoche statt. Sie findet heute ihren Höhepunkt mit einer Gedenkfeier mit Frau Ministerpräsidentin Dreyer, Herrn Bischof Kohlgraf und Herrn Oberbürgermeister Ebling (Mayors for Peace). 

Das öffentliche Fasten, so Engelke, kehrt die Ohnmacht nach außen und trägt es auf die Straße: Die Fastenaktion wirke auf die Gewissen der Bürger ein, mehr gegen Atomwaffen zu tun. Er führt weiter aus: "Und sie spricht die Gewissen der Soldaten an, den Zweifeln Raum zu geben und zu erklären, mit Atomwaffen nichts zu tun haben zu wollen." Engelke resümiert: "Die Atomwaffen abzuschaffen ist eine Aufgabe der Menschlichkeit. Wir alle sind als Menschheit gefordert: 'Wehrt euch! Leistet Widerstand!' (Karl Bechert, Atomphyskiker und Politiker)."

In der Mainzer Erklärung der Fastenden (s. Anhang), Lothar Eberhardt, Friedensgeschichts- und Erinnerungsaktivist, Berlin und Matthias-W. Engelke, Köln, wird dazu aufgerufen an jedem 9. eines Monats, zum Gedenken an die Vernichtung Nagasakis, in der Öffentlichkeit eine Aktion durchzuführen, z. B. Straßentheater, Unterschriften sammeln für den Atomwaffenverbotsvertrag oder eine Schweigezeit. 

Da die Weltuntergangsuhr in diesem Jahr von zwei Minuten auf 100 Sekunden vor Zwölf Uhr gestellt wurde, rufen die Fastenenden auf: "Stellt an jedem 9. eines Monats den Wecker auf 11.58 Uhr und 20 Sekunden und legt für 100 Sekunden die Arbeit nieder! Dies ist ein Zeichen dafür, dass wir ein atomwaffenfreies Deutschland wollen, ein atomwaffenfreies Europa, eine atomwaffenfreie Welt."

Dokumentation der Fastentage auf Facebook siehe die Haschtags:
#atomwaffenfreiewelt, #fastenmainz, #hibakuscha, #staedtegegenatomwaffen 

Die Fotos auf Facebook sind freigegeben bei Nennung der Quelle Lothar Eberhardt.

Hintergrundsinformationen auf dem Blog: Fastenkampagne.blogspot.de 

Alle Bilder stehen zur Veröffentlichung zur Verfügung bei Nennung der Quelle. Nicht gekennzeichnete Fotos stammen von Matthias-W. Engelke. 

ANSPRECHPARTNER:
Dr. Matthias-W. Engelke, Köln: 0157-87 313 098, distelwenk@gmail.com
Lothar Eberhardt, Berlin, 0176-42032610 lebgut@googlemail.com

Wir bitten die unterstehende Mainzer Erklärung zu beachten:

Mainzer Erklärung der Fastenden für den Abzug der Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika aus Deutschland, Büchel, vom 6. August 2020

Wir zwei Fastenden der 11. Internationalen Öffentlichen Fastenaktion bis zum Abzug der Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika aus Deutschland, Büchel, rufen auf:
"Wehrt euch! Leistet Widerstand!"

Das war der Leitspruch von Karl Bechert (1901-1981). Wir haben sein Werk und Leben auf der ersten Station der diesjährigen Fastenaktion kennengelernt. Er war Atomphysiker und warnte vor der militärischen und zivilen Nutzung der Kernenergie. Er wurde nicht gehört. Jetzt müssen wir und Generationen nach uns mit den Folgen leben. 

Wir rufen dazu auf: Geht auf die Straßen! Macht Aktionen, Straßentheater, sammelt Unterschriften für den Atomwaffenverbotsvertrag, macht eine Schweigezeit - an jedem 9. eines Monats, zum Gedenken an die Zerstörung Nagasakis vor 75 Jahren am 9. August 1945. Nagasaki soll die letzte Stadt sein, die durch eine Atomwaffe zerstört worden ist. 
Zeigt unserer Regierung: Die Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika lagern in Deutschland nicht in unserem Namen!

Die Amerikanische Zeitschrift der Atomwissenschaftler (Bulletin of the Atomic Scientists) hat am 24. Januar 2020 die Weltbedrohungsuhr von zwei Minuten auf 100 Sekunden vor Zwölf Uhr gestellt. Noch nie war die Gefahr eines Atomkrieges so hoch wie jetzt! Das widerspricht dem alltäglichen Bedrohungsgefühl. Wir ermuntern dazu, an jedem 9. eines Monats den Wecker auf 11.58 Uhr und 20 Sekunden zu stellen und für 100 Sekunden die Arbeit nieder zu legen! Dies als Zeichen dafür, dass wir ein Deutschland ohne Atomwaffen wollen. Wir wollen ein atomwaffenfreies Europa, eine atomwaffenfreie Welt. 
Die Atomwaffen abzuschaffen ist eine Aufgabe der Menschlichkeit. Wir alle sind als Menschheit gefordert:
"Wehrt euch! Leistet Widerstand!"

Lothar Eberhardt, Berlin, lebgut@googlemail.com
Matthias-W. Engelke, Köln, distelwenk@gmail.com
Mainz, am Hiroshima-Gedenktag, den 6. August 2020


Hiroshima Gedenken 2020 in Mainz. Nie wieder? - Friedensgebet mit Bischof Peter Kohlgraf anlässlich des Hiroshima-Gedenktags

Anlässlich der diesjährigen 11. Öffentlichen Internationalen Fastenaktion bis zum Abzug der Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika organisierten die Friedensgruppen und Friedensfreunde in Mainz eine Mainzer Aktionswoche vom 28. Juli bis 9. August. Höhepunkt waren die drei Veranstaltungen am Hiroshima-Gedenktag, den 6. August:



In der Ruinenkirche Str. Christoph fand ein Gedenkgottesdienst statt. Bischof Kohlgraf leitete den Gottesdienst und hielt die Predigt.

Im Anschluss sprachen Frau Ministerpräsidentin Malu Dreyer und der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling. Beide sprachen sich für den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag aus.



Der komplette Gottesdienst kann hier angesehen werden:
https://www.facebook.com/bistummainz/videos/670523126871894

Im Anschluss fand eine Gedenkveranstaltung am Gutenbergplatz statt.

Nach Einbruch der Dunkelheit wurden 75 schwimmende Kerzen zum Gedenken an die Opfer von Hiroshima durch den Atombombenabwurf der Vereinigten Staaten von Amerika dem Rhein anvertraut.


Pax christi Mainz und die Regionalgruppe Mainz des Internationalen Versöhnungsbundes haben auf wunderbare Weise zusammengewirkt.

Mittwoch, 5. August 2020

Grußwort und Gebet des Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski



An die Betenden in Büchel am 9. August 2020

Grußwort und Gebet der Evangelischen Kirche im Rheinland zum Dauergebet Büchel, 9. August 2020 

Liebe Betende in Büchel,

Sie beten für „die eine Menschheit“. Sie beten anlässlich der 75. Jahrestage des 6. und des 9. August der Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki.

Ich wünsche Ihnen für Ihr Engagement viel Kraft und Gottes Segen. Ich hoffe, dass Sie Ermutigung und Vergewisserung für den Frieden im Gebet erhalten.

Der Abwurf der Atombomben hatte verheerende Folgen und war entsetzlich. Das Gedenken und die Erinnerung schmerzen bis heute. Die eine Menschheit hat gesehen, was Atomwaffen anrichten können, wie Bevölkerungen in wenigen Sekunden vernichtet werden konnten.

Die Existenz von Atomwaffen ist nicht nur eine Herausforderung für Japan und die Vereinigten Staaten von Amerika, sondern für die gesamte Menschheit. 

Die Atommächte, die sie einsetzen können, sind vor ihnen selbst nicht sicher: die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, die Volksrepublik China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea. Sie verfügen über Atomwaffen und geeignete Trägersysteme, um sie einzusetzen. Im Rahmen der nuklearen Teilhabe (NATO) befinden sich US-Atomwaffen unter anderem in Büchel, Deutschland. 

Wir beten als Christ*innen dafür, dass Atomwaffen niemals mehr eingesetzt werden. Denn wir halten den Abwurf von Atombomben für ein Verbrechen gegen die eine Menschheit. Atomwaffen müssen sicher vernichtet werden anstatt, dass sie die Menschheit ver-nichten. 

Die  Landessynode  der  Evangelischen  Kirche  im  Rheinland  war  bereits  2010  der  Ansicht, dass  die Bundesregierung  aufgefordert  werden  müsse,  „sich  für  den  Abzug  der  US amerikanischen  Atombomben  aus  Deutschland  einzusetzen.  Dies  wäre  ein  deutliches  Signal auf  den Weg zu einer atomwaffenfreien Welt.“  (Beschluss  55,  Landessynode  2010).  Auch das  Friedenswo rt  2018  fordert  „den  längst  fälligen  Abzug  statt  der  Modernisierung  der Atomwaffen  in  Büchel“,  den  Abzug  der  anderen  Atomwaffen  in  Europa  sowie  die  Unterzeichnung  des  völkerrechtlich  verbindlichen  Atomwaffenverbotsvertrags  durch  die  Bundesregierung.  Die  Synode  2019  der  Evangelischen  Kirche  in  Deutschland  hat  die  Bundesregierung  gleichfalls  aufgefordert,  „konkrete  Schritte  einzuleiten  mit  dem  Ziel Atomwaffenverbotsvertrag  zu  unterzeichnen“.

ICAN,  die  Internationale  Kampagne  zur  Abschaffung  von  Atomwaffen,  hat  den  Friedensnobelpreis  bekommen.  Papst  Franziskus  hat  2019  in  Hiroshima  den  „Besitz  von  Atomwaffen“  als „unmoralisch“ bezeichnet. Es  ist  an  der  Zeit,  ernst  zu  machen  mit  dem  Gedanken,  dass  die  Sicherheit  der  einen Region  dieser  Erde  sich  nicht  getrennt  von  der  Sicherheit  einer  anderen  Region  dieser Erde  herstellen  lässt.

Die  eine  Menschheit  braucht  das  Vertrauen  ineinander,  dass  ihre Sicherheit  sich  nicht  trennen  lässt.  Die  eine  Menschheit  atmet  die  gleiche  Luft  rund  um den  Erdball.  Sie  gehört  zusammen.  Wir  beten,  dass  sie  ohne  Angst  und  in  Würde  leben kann.  Wir  beten  für  den  „Frieden  mit  der  Erde,  damit  Leben  erhalten  bleibt“,  und  den „Frieden  zwischen  den  Völkern,  damit Menschenleben  geschützt  werden“ (Friedenskonvokation  des  Ökumenischen  Rates  de r Kirchen  2011,  Jamaica). In  der Sorge  um  den  Frieden  auf  dieser  Welt  grüßt  geschwisterlich

Manfred Rekowski

Gott,  Du  hast  die  Welt  erschaffen,
uns Menschen, die als Teil Deiner ganzen  Schöpfung leben und sich  regen sollen,
feiern  und  sich  freuen  sollen.
Wir Menschen  aber  haben  die  Atombombe  erfunden,
damit  andere Menschen vor ihr erschrecken  sollen,
statt dass sie leben, sich regen, feiern und  sich  freuen  können.
Unfassbar, unbegreiflich, grausam ist die  Wirkung  der Atombombe.
Gott,  wir  klagen  an, rufen, fragen:
Wie  können  Menschen sich  das  antun?
Wir sind  tief  erschrocken: Ein  solcher Tod  soll  nicht  sein.
Denn  dann  lebt und regt  sich  niemand  mehr.
Wir bitten Dich, Gott:
Gib den Verantwortlichen Mut und Entschlossenh den Vertrag  zu  unterzeichnen,
der die Atomwaffen  verbietet, sie ächtet, sodass sie niemanden mehr erschrecken  können. Wir wünschen uns Gott, dass der Atomtod keinen Menschen auf dieser Welt mehr bedroht. Denn Du Gott, Schöpfer*in, hast Gutes für Deine Schöpfung  gedacht:
Wir können leben und uns regen, feiern und uns freuen.
Amen.

Atomwaffen ächten noch im Jahr 2020 - Erklärung des pax christi-Präsidenten zum Hiroshima-Gedenktag

Mainz/Berlin, 4. August 2020    

Atomwaffen ächten noch im Jahr 2020  
pax christi fordert den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen     
Erklärung des pax christi-Präsidenten, Bischof Peter Kohlgraf, anlässlich des 75. Gedenkens der Atombombenangriffe auf Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 2020   



Vor 75 Jahren, am 6. und 9. August 1945 fielen die amerikanischen Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki. Sie rissen mehr als 200.000 Menschen in einen unvorstellbar grausamen Tod, die Überlebenden litten ihr Leben lang unter der nuklearen Verseuchung wie unter den psychischen Folgen, beide Städte wurden fast vollständig ausgelöscht.   

Wir gedenken der unzähligen Opfer dieses furchtbaren Angriffs vor 75 Jahren. Und zugleich müssen wir uns vor Augen führen: Die Bedrohung der Menschheit durch Atomwaffen ist auch heute grausame Realität. Jede der heute existierenden Atomwaffen hat das mehrfache Vernichtungspotential der Hiroshima-Bombe und bedroht alles Leben auf der Erde. Die Menschen, die im August 1945 in Hiroshima und Nagasaki ihr Leben verloren, mahnen uns alle eindringlich, für Abrüstung und für eine Welt ohne Atomwaffen einzutreten.   

Die katholische Friedensbewegung pax christi Deutschland fordert – gemeinsam mit einem breiten Bündnis christlicher Kirchen, Religionsgemeinschaften und Friedensvereinigungen – Atomwaffen international zu ächten. An die Bundesregierung ergeht unsere Aufforderung, den Atomwaffenverbotsvertrags der Vereinten Nationen zu unterzeichnen.   

Bis zum Jahr 2020, noch zu Lebzeiten wenigstens einiger Überlebender der Angriffe von 1945, eine atomwaffenfreie Welt zu schaffen – das war das Ziel einer breiten internationalen Kampagne, die der Zusammenschluss „Mayors for peace“ („Bürgermeister für den Frieden“) im Jahr 2003 in Hiroshima angestoßen hat und in der die internationale pax christi-Bewegung aktiv mitarbeitet.   

Eine atomwaffenfreie Welt im Jahr 2020 haben wir nicht erreicht. Doch vor drei Jahren mündete die Initiative in den Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen, der die Ächtung aller Atomwaffen mit dem Verbot der Herstellung und des Besitzes in kurzer Frist festschreibt. Wir setzen jetzt die Hoffnung darauf, dass im Jahr 2020 die Zahl von 50 Staaten erreicht wird, die den Verbotsvertrag ratifizieren, damit Verbot und die Ächtung von Atomwaffen als Internationales Recht in Kraft treten.   

Mit unserem Bemühen stehen wir an der Seite von Papst Franziskus, der im vergangenen Jahr die Gedenkstätten in Hiroshima und Nagasaki aufgesucht hat. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit hat er mit bewegenden Worten der Opfer gedacht und unmissverständlich die Existenz und den Besitz von Atomwaffen für unmoralisch erklärt: „Aus tiefer Überzeugung möchte ich bekräftigen, dass der Einsatz von Atomenergie zu Kriegszwecken heute mehr denn je ein Verbrechen ist nicht nur gegen den Menschen und seine Würde, sondern auch gegen jede Zukunftsmöglichkeit in unserem gemeinsamen Haus. Der Einsatz von Atomenergie zu Kriegszwecken ist unmoralisch, wie ebenso der Besitz von Atomwaffen unmoralisch ist“.  

Weiter mahnt Papst Franziskus: „Wenn wir tatsächlich eine gerechtere und sicherere Gesellschaft aufbauen wollen, müssen wir die Waffen aus unseren Händen legen“. (…) Wenn wir der Logik der Waffen nachgeben und uns von der Praxis des Dialogs entfernen, vergessen wir tragischerweise, dass die Waffen, noch bevor sie Opfer fordern und Zerstörung bewirken, böse Szenarien hervorrufen können (…). Wie können wir Frieden anbieten, wenn wir beständig die Drohung eines Atomkrieges als legitimes Mittel zur Konfliktlösung einsetzen? (…) Der wahre Friede kann nur ein waffenloser Friede sein“.  

Die Realität ist eine andere: De facto setzen die deutsche Bundesregierung und das NATO-Bündnis weiter auf Abschreckung und halten an der Überzeugung fest, durch die Drohung mit den Massenvernichtungswaffen den Frieden erhalten zu können. Deutschland ist in die nukleare Teilhabe eingebunden, die die Mitarbeit am Einsatz von Atombomben durch die deutsche Bundeswehr bedeutet. Geplant ist die Erneuerung der in Deutschland stationierten amerikanischen Atomwaffen und die Anschaffung neuer Kampfjets für den Abwurf dieser Atombomben.  

Dem stehen jedoch auch völkerrechtliche Vereinbarungen entgegen: Der Atomwaffensperrvertrag von 1968, in dem sich die fünf offiziellen Atommächte zur vollständigen nuklearen Abrüstung unter internationaler Kontrolle verpflichten und die anderen Unterzeichnerstaaten auf den Erwerb von Atomwaffen verzichten. Das Gutachten des Internationale Gerichtshof von Den Haag (IGH) von 1996, das feststellt: „Die Androhung und der Einsatz von Atomwaffen verstoßen generell gegen die Prinzipien und Regeln des humanitären Kriegsvölkerrechts.“ (Ziff. 105 (2) D).  

Als pax christi-Bewegung stellen wir uns der Politik der atomaren Abschreckung, der Aufrüstung und der nuklearen Teilhabe entgegen. Wir bauen dabei auf den Friedenswillen und die Sehnsucht der Menschheitsfamilie nach Friede: „Einer der tiefsten Wünsche des menschlichen Herzens ist der nach Frieden und Stabilität“, sagt Papst Franziskus vor dem Friedensdenkmal in Nagasaki im November 2019. Zugleich deutet der Papst den Weg an, der zu diesem Frieden führt: „Der Frieden und die internationale Stabilität (…) sind nur möglich im Anschluss an eine globale Ethik der Solidarität und Zusammenarbeit im Dienst an einer Zukunft, die von der Interdependenz und Mitverantwortlichkeit innerhalb der ganzen Menschheitsfamilie von heute und morgen gestaltet wird. “   

Am 75. Jahrestag des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki gedenken wir der Opfer dieses Grauens. Und wir mahnen: Die Drohung mit der Vernichtung des Lebens durch Atomwaffen kann kein Synonym für Frieden sein. Der Verzicht auf die Abschreckungslogik der Atomwaffen und der Wille zu Vertrauensbildung und Abrüstung sind die Orientierungspunkte einer Friedenslogik der Zukunft.        

Veranstaltungshinweis
Nie wieder?  Friedensgebet in Mainz mit Bischof Peter Kohlgraf, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Oberbürgermeister Michael Ebling anlässlich des Hiroshima-Gedenktags  

Im Rahmen der "Mainzer Woche gegen Atomwaffen" lädt pax christi Rhein-Main am Donnerstag, den 6. August 2020 um 17:30 Uhr zum Friedensgebet in der Ruinenkirche St. Christoph in Mainz ein, das auch live übertragen wird.   

Hier der Zugang zur Live-Übertragung:  facebook.com/bistummainz     

Sie finden die Meldung auch auf www.paxchristi.de und anhängend als pdf-Datei.  

Kontakt  pax christi – Deutsche Sektion e.V.    Tel. 030.200 76 78-0   sekretariat@paxchristi.de  www.paxchristi.de

die andere zeit - Interview

INTERVIEW
Eine Frage, Herr Engelke ...

In diesen Tagen jähren sich die Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki zum 75. Mal.

Pfarrer Dr. Matthias-W. Engelke ist ehemaliger Militärseelsorger, Friedensforscher und heute Geschäftsführer  des Förderkreises Darmstädter Signal. Seit 11 Jahren organisiert er mit Gleichgesinnten aus der Regionalgruppe des »Internationalen Versöhnungsbundes Cochem-Zell/Initiativkreis gegen Atomwaffen« regelmäßig Fastenaktionen für eine atomwaffenfreie Welt, insbesondere für den Abzug der US-Atomwaffen aus dem Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel. Auch in diesem Jahr werden Engelke und andere Friedensaktivisten wieder vor den Toren des Fliegerhorsts sein.

Herr Engelke, als Sie mit Ihrer Aktion gestartet sind, haben Sie angekündigt, dass Sie jedes Jahr einen Tag länger fasten werden, solange in Deutschland noch Atomwaffen lagern. Wie lange fasten Sie dieses Jahr? 

Die diesjährige öffentliche internationale Fastenaktion für den Abzug der Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika aus Deutschland hat am 26. Juli begonnen und endet nach einem 24-stündigen Dauergebet mit  der Gedenkminute an die Vernichtung Nagasakis um 11.02 Uhr am 9. August. Nagasaki soll die letzte Stadt sein, die durch eine Atombombe zerstört wurde. Darum beginnt das Fasten jedes Jahr einen Tag eher. Das werden insgesamt etwa dreizehneinhalb Tage sein.

Glauben Sie, wir werden noch eine atomwaffenfreie Welt erleben? Oder ist das eine zu naive Hoffnung? 

Wenn nicht einmal Friedenswillige dies erwarten, wer dann sonst? Wollen wir die Hoffnung auf Frieden und eine atomwaffenfreie Welt der Rüstungsindustrie und denjenigen, die vom Status quo profitieren, überlassen? 
Atombomben sind Massenvernichtungswaffen, sie gehören geächtet. Die sogenannte nukleare Abschreckung droht massenhafte Vernichtung an. Wir fordern, dass die Bundesregierung dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt. Das kann sie noch vor der nächsten Bundestagswahl! 
Russland hat im Zuge der Wiedervereinigung alle Atomwaffen aus der damaligen DDR abgezogen. Das gleiche haben die Vereinigten Staaten von Amerika aus West-Deutschland zu tun.

Weltweit geht es in eine andere Richtung: Abrüstungsverträge werden gekündigt, das atomare Arsenal wird modernisiert und in militärischen Planspielen wird auch mal über den taktischen Einsatz von kleinen Atomwaffen nachgedacht. Und die Öffentlichkeit scheint  sich nicht mehr für Friedenspolitik zu interessieren. Was gibt Ihnen angesichts dieser Entwicklung Kraft, nicht fatalistisch zu werden? 

Wahrheit und Liebe können nicht ermordet, nicht einmal zum Schweigen gebracht werden, ansonsten werden die »Steine schreien« (Lukas 19,40): Man wird von den Folgen ihrer Verleugnung überrollt, siehe Klimakatastrophe.  Darum ist es unverzichtbar, dass Menschen, ob in kleinen Gruppen oder zu mehreren, auf die Straße gehen und einfordern: Wir haben ein Recht auf Frieden und körperliche Unversehrtheit. Die menschengemachte nukleare Energie, ob ziviler oder militärischer Art,  ist ein Verbrechen an der Menschheit. Wir wollen nicht mehr dem Tod dienen, sondern das Leben feiern.

Aus: die andere zeit 32/2020
Vgl.: https://www.anderezeiten.de/newsletter/newsletter-archiv

„Die Menschheit hat es noch immer nicht begriffen“




Interview mit Rüdiger Lancelle:

https://www.ekir.de/www/mobile/service/interview-ruediger-lancelle-32556.php
 


Montag, 3. August 2020

Die drei Affen der Ignoranz verwandeln

Allmählich  nehmen sie Gestalt an: Die drei Affen. Einer nach dem anderen tritt in Erscheinung:

Ein Kumpane gesellt sich dazu:


Nachdem der dritte fertiggestellt worden war, begann die Kleisterei:


Wenn die erste Schicht fertig ist, beginnt der Hauptteil: Die äußerste Schicht besteht aus Briefen, die vor dem Haupttor des Atomwaffenlagers in Büchel an Soldaten und Angestellten verteilt und nicht angenommen worden sind.

Die drei Affen haben eine doppelte Bedeutung:

Im westlich geprägten Verständnis stehen sie für: "Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen." Sie verkörpern die Ignoranz, das nicht Wahrhabenwollen. Dabei geht es besonders um die Möglichkeiten Unheil, Unrecht und Gewalt jetzt schon dadurch zu verhindern, indem ein Mensch nicht mitmacht und das unterlässt, was anderen - und sich selbst - schadet. Das Unterlassen des Bösen rettet augenblicklich Leben.

Die andere Bedeutung ist in Indien präsent. Gandhi hatte die Figurengruppe der drei Affen in seiner Behausung. Sie stehen für: "Nichts Böses hören, nichts Böses sehen, nichts Böses sagen". Solch eine Haltung trocknet das Böse aus, bringt es zum Versiegen.

Die Aufgabe besteht darin, diese Auffassung mit der Wahrnehmung der gegebenen Möglichkeiten zu verbinden: Im Brief an Soldaten findet sich eine juristisch geprüfte Formulierung und ein Weg, wie Soldaten erklären können, dass sie mit Atomwaffen nichts zu tun haben wollen und ihnen dienstrechtlich keine Nachteile entstehen. Wenn dieser Weg beschritten wird, ist die sogenannte nukleare Teilhabe auch beendet.

Die eine Menschheit

Jeden Morgen feiern wir vor dem Fastenzelt  eine Gedenkzeit und Andacht, jeweils um 8.15 Uhr. Mit dieser Uhrzeit gedenken wir des Atombombenabwurfs der Vereinigten Staaten von Amerika auf Hiroshima um diese Uhrzeit am 6. August 1945.
Wir lesen dazu Abschnitte aus dem Buch: Wie die Menschheit eins ist. Düsseldorf 2016, wesentlich von Peter Bürger verfasst. Darin erinnert er an ein 2014 verfasstes "'Manifest für eine neue Kunst des Zusammenlebens' (Konvivalismus)". Darin heißt es:

"'Prinzip der gemeinsamen Menschheit: Unabhängig von den Unterschieden der Hautfarbe, der Nationalität, der Sprache, der Kultur, der Religion oder des Reichtums, des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung gibt es nur eine Menschheit, die in der Person jedes ihrer Mitglieder geachtet werden muss.'" (Seiten 13f)

Vor diesem Hintergrund tritt deutlich zu Tage, dass die Atombomben keineswegs eine individuelle oder nationale Herausforderung sind, sondern eine der gesamten Menschheit. In der Auseinandersetzung mit dieser Herausforderung, gilt es sich zu vergewissern, was der  eigene, hier christliche Ansatz ist:

"Die Gemeinde Jesu weiß um die Ansage abgrundtief, heilloser Verderbnis (Johannes der Täufer), doch zusammengeführt ist sie durch die Kunde vom Ende des Verschuldungskreislaufs und die Botschaft vom - keineswegs jenseitigen - 'Reich des rein geschenkten Lebens' (Helmut Merklein). Das mit dem 'Königswalten der Himmel' einhergehende neue Sehen verweist uns auf die Bedürftigkeit als gemeinsames Menschengeschick und auf ein mögliches Offenbarwerden der Schönheit jedes Menschen: "Selig die Armen." Zu erkunden bleibt, ob hierdurch - jenseits ohnmächtiger Moralpredigt - auch eine zivilisatorische Perspektive eröffnet wird: für eine Zivilisation der Geliebten anstelle der Todesstrukturen des Ungeliebtseins." (S. 40)


Ein ganz besonderer Kampf - Die Gedenkzeiten und Andachten der Fastenkampagne

Das Fastenzelt stand auf dem Bischofsplatz in Mainz. Wir mussten vo Domplatz umziehen, weil dort Markt war. Vor uns eine Plastik, die an den Arbeiterbischof allerdings auch Antisemiten Ketteler erinnern.



Ein Mann humpelt heran. Er stützt sich auf Krücken. Ein Fuß ist mit Lappen umwickelt. Meine Frau geht auf ihn zu und spricht mit ihm. Es ist ein ehemaliger US-Soldat. Er vertraut ihr Unterlagen an, die wir im Anschluss gemeinsam studieren. Darin: Die beglaubigte Übersetzung des "Credo des Amerikaners":

Das Credo des Amerikaners 
Von William Tyler Page 
Ich glaube an die Vereinigten Staaten von Amerika als eine Regierung des Volkes und für das Volk, deren gerechte Befugnisse und Vollmachten sich aus der Zustimmung der Regierten herleiten;  
eine Demokratie in einer Republik, 
eine souveräne Nation aus vielen souveränen Staaten, 
eine vollkommene Einheit, 
eins und untrennbar, 
gegründet auf jenen Prinzipien der Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit, 
für die amerikanische Patrioten ihr Leben, Vermögen und Glück opferten.  
Ich glaube deshalb, dass es meine Pflicht gegenüber meine Land ist, es zu lieben; 
seine Verfassung zu unterstützen; 
seinen Gesetzen zu gehorchen; 
seine Fahne zu achten und es gegen alle Feinde zu verteidigen.    

Überreicht an NN mit Glückwünschen zu dem Abschluss der High School.  
Möge die Zukunft Dir Erfolg, Glück und das Erreichen Deiner Ziele in Übereinstimmung mit den höchsten Idealen der amerikanischen Bürgerschaft bringen.  
Gezeichnet: Jack Edwards. Abgeordneter des Kongresses, Alabama 

Ich bin entsetzt über diese Fülle von zivilreligiösen Begriffen:
Schon im ersten Satz zeigt sich die hochpolitische Brisanz des Ersten Gebotes, 2. Buch Mose, Kapitel 20: : "Habe keine anderen Götter neben mir". Die Ausdrücke "vollkommene Einheit, eins und untrennbar" sind religiöse Formeln, die dem vorbehalten waren, was von Gott kommt. Die Rechtfertigung von Opfern widerspricht der Befreiung von Menschen- und besonders Kinderopfern, die im Ersten Buch Mose, Kapitel 22 erzählt wird. Liebe, die immer nur freiwillig sein kann, wird zur Pflicht erklärt, ein Widerspruch in sich selbst. Nicht Menschen sind zu achten, sondern die Fahne, dagegen aber wird die Feindesliebe Jesu verachtet.

Mit den Gedenkzeiten und Andachten setzten wir Zeichen für Gottes neue Welt im Kampf auch mit den Götzen, zu denen sich Staaten selber gemacht haben. Es ist Missbrauch und Anmaßung, Selbstüberhebung und Hochmut. Sie setzten sich damit zu Herren und Richtern über Leben und Tod anderer. Die Atombomben sind der höchste Ausdruck dieses verirrten Glaubens. Diesen Irrglauben seiner berauschenden und betörenden Macht zu entkleiden und zu bewegen, Herrschaft aufzugeben, Macht und Eigentum zu teilen und zum Wohl aller Menschen, besonders aber der Bedrüftigsten hilfreich zu sein und "in jedem Menschen seine Schönheit zu entdecken" (Peter Bürger), diese Mächte zu verwandeln (Walter Wink), das ist eine Menschheitsaufgabe.