Mittwoch, 20. Oktober 2021

Fastenaktion zeigt Banner: Atomwaffenverbot in den Koaltionsvertrag!

Zwei der Dauerfastenden der diesjährigen Fastenaktion bis zum Abzug der Atomwaffen aus Deutschland, Lothar Eberhardt, Berlin und Matthias-W. Engelke, Köln, bezogen zu Beginn der Koaltionsverhandlungen in Berlin Position: Vor den Bundes-Parteizentralen der SPD, FDP und Bündnis90/Die Grünen forderten sie, dass das Atomwaffenverbot in den Koalitionsvertrag gehört. Diese Forderung wird von Mahnwachen vor Parteibüros auch in anderen Städten unterstützt, u.a. in Trier, Karlsruhe, Hannover, Potsdam, Dresden und Köln.




Eine Aktion vom bundesweiten Trägerkeis "Atomwaffen abschaffen!"

Pressemitteilung dazu s. https://www.atomwaffenfrei.de/home/artikel/26142e3142fb055d7e113d6b29718736/atomwaffenverbot-in-den-koalitionsvertrag-1.html

Weitere Bilder s.

https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=395763345558214&id=112498820551336

Donnerstag, 12. August 2021

24-stündiges Dauergebet am Atomwaffenlager in Büchel, von 11.02 Uhr am 8.August bis 11.02 Uhr am 9. August 2021 - Dokumentation: Friedens-Choreografie; Die drei Affen

Unterm Ahorn vor dem Atomwaffenlager in Büchel versah Rüdiger Lancelle, Cochem, mit einer Betrachtung zu einem Teil des Vater-Unsers und einer Ikone des Taizé-Malers Frère Éric zum Thema "Das Himmlische Jerusalem" den Auftakt zum Dauergebet. 

 

Arhorn, Nationalbaum Kanadas, bereits 1984  aus der Nuklearen Teilhabe ausgestiegen, Foto: Lothar Eberhardt

Rüdiger Lancelle, Cochem, mit einer Ikone und Gedanken zum Vaterunser, Foto: Klaus Mertens


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Udo Grotz, Pfarrer aus der badischen Landeskirche, und Elke Koller, Leienkaul, schlossen sich an. 

Serge Levillayer, Mont St. Michel, Udo Grotz, Breisach, Uwe Werner Schierhorn, Wesseling, Foto: Klaus Mertens

 

Es ergab sich ein munterer Reigen von Texten, Gebeten und Liedern. 

 

Elke Koller, Leienkaul, rechts, mit einem Beitrag zum Dauergebet,  links: Uwe Werner Schierhorn, Wesseling, Foto: Klaus Mertens

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Veronika Rass, Pastoralreferentin Cochem-Zell, bereicherte diesen mit Liedern und Gebeten aus den Ländern, die den Atomwaffenverbotsvertrag bislang unterzeichnet haben. 

Veronika Rass, Cochem, erläutert Mantras aus Ratifizierungsstaaten des Atomwaffenverbotsvertrags, Foto: Klaus Mertens

 

Deren Nationalflaggen malte Serge Levilayer unterdessen auf das Pflaster vom Fahrradweg, so dass sie alle Schritt für Schritt, nach Kontinenten geordnet betrachtet werden konnten und das Fehlen der deutschen Flagge schmerzlich vermisst wurde.

Beim Betrachten der 55 Nationalflaggen der Staaten, die bis zum 08.08.2021 den Atomwaffenverbotsvertrag ratifiziert haben, gemalt von Serge Levillayer,
Foto: Lothar Eberhardt

Ab 18 Uhr wurde mit Wein des Winzers Wolfgang Antoni, Zell, auf den Atombombenverbotsvertrag angestoßen, begleitet vom virtuosem Akkordeonspiel Peter Hohlwegers, Nettetal-Breyell. Als Fastender blieb ich beim Wasser, die Grundlage aller anderen Getränke.

Peter Hohlweger, Nettetal, spielt auf zur Feier der Ratifikation des Atomwaffenverbotsvertrages, Foto: Klaus Mertens


 

Unterm Regenbogen in Büchel: Anstoßen auf den Atomwaffenverbotsvertrag, Foto: Klaus Mertens

 

Am Abend berichtete Pascal Geber, Alflen, ausführlich von seinen Eindrücken während eines spontanen mehrtägigen Hilfseinsatzes im Katastrophen- und Überflutungsgebiet der Ahr.

Pascal Geber, Alflen, berichtet von der Nothilfe im Ahrtal, Foto: Lothar Eberhardt

Nachdem das Wetter sich gezeigt hat, als wären wir im April, klarte es zum Abend hin auf und wir erlebten eine wolkenlose und kalte Nacht. Uwe Werner Schierhorn leitete am späten Abend zum Thema „Atomkrieg aus Versehen“ über und zeigte Ausschnitte aus einem Film zur bislang wohl größten diesbezüglichen Krise während eines NATO-Atomkriegsmanövers in den 80iger Jahren.

Den Abschluss bildete am anderen Morgen ein Gottesdienst mit einer Friedens-Choreografie, Dokumentation s. u. Währenddessen starteten mehrere Tornados. 

Bürger treten dem Atomwaffenverbotsvertrag bei, Friedens-Choreografie, Foto: Lothar Eberhardt

 

Drei Affen, während der Fastenaktikon 2020 von Mainzer Friedensfreundinnen und –freunden gefertigt, begleiteten die ganze Zeit das Geschehen. 

 

Drei Affen, Foto: Klaus Mertens

Dann wurden sie angesprochen bzw. dem Affen, der nicht hören kann, eine Tanzperformance mit Phuong Bui und Matthias-W. Engelke gezeigt. 

 

Starke Ohnmacht - Abschlussbild der Tanzperformance am Atomwaffenlager in Büchel am 09.08.2021 mit Phuong Bui und Matthias-W. Engelke (v. r. n. l.), Foto: Lothar Eberhardt

Im Anschluss meldeten sie sich zu Wort. Dokumentation s. u. 

Zuletzt folgten wir auf der Friedenswiese dem Klang der Glocke. Es wurde eine Gedenkminute für die Opfer des Atombombenabwurfs auf Nagasaki gehalten. Die Segensbitte beschloss das 24-stündige Dauergebet und die 12. Internationale öffentliche Fastenaktion. Das anschließende Fastenbrechen bestand für die Fastenden aus einer Apfelscheibe und einer leichten Gemüsesuppe.

 

 

 

 

 

 

In diesem Jahr fasteten öffentlich

in Deutschland während der Zeit vom 25. Juli bis 9. August Lothar Eberhardt, Berlin, Serge Levillayer, Mont St. Michel, Horst-Peter Rauguth, Saarbrücken und Matthias-W. Engelke, Köln und vom 25.-27. Juli Freundinnen und Freunde der Friedensarbeit in Emden;

vom 6. bis 9. August Bernd Reißmann in Dresden, Malte Fröhlich in Magdeburg, Stefan Walther und Ulrike Walther mit der Arche-Gemeinschaft in Offenburg und Hildegard und Kurz Salewski in Burbach/Siegerland. 

In folgenden Ländern haben vom 6. bis 9. August mit verschiedenen Gruppen gefastet:

In Frankreich Dominique Lallanne in Dijon, Valduc, Josette Lenoury am Mont St. Michel, Chrystelle in Brest, Ile Longue und Marie Claude Thibaud in Tours.

In Neuseeland Chris und Audry van Ryn in Auckland.

In Togo Warie Yao in Lomé.

Im Vereinigten Königreich Sheila Bloggs in Barnstaple, England, Angie Zelter in Knighton, Wales, Margery Toller in Iona, Schottland, Michal Lovejoy in Plymouth, England, Rowland Dye in Bristol, England und Marc Morgan in London, England.

In den Vereinigten Staaten von Amerika Ann Suellentrop in Kansas City, Missouri und Marcus Pegasus in Goshute, Colorado. 

Angaben von Marc Morgan, 29.07.2021

 

Weitere Bilder unter:
https://www.facebook.com/Fastenaktion-f%C3%BCr-eine-atomwaffenfreie-Welt-112498820551336/

 

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DOKUMENTATION:

- Friedens-Choreografie

- Die drei Affen

FRIEDENS-CHOREOGRAFIE – zum Hiroshima-Gedenktag am 6. August 2021 in Köln und Nagasaki-Gedenktag, am 9. August 2021 in Büchel

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde,

heute ist es genau 76 Jahre her,
dass über Hiroshima die Atombombe der Vereinigten Staaten von Amerika gezündet wurde

 

innerhalb von Sekundenbruchteilen waren Tausende von Menschen tot, zu Dampf geworden, im Pflaster ein dunkles Abbild dafür, 

dass dort einmal ein Mensch war

 

immer noch lagern Atombomben der Vereinigten Staaten von Amerika in Deutschland –
in Büchel/Südeifel und Europa.

76 Jahre seit Hiroshima sind 76 versäumte Jahre, damit Deutschland,
damit Europa, damit die Welt atomwaffenfrei wird.

 

das sind 76 Jahre Rückschritt

wir laden euch ein, bei der Friedenschoreografie, die gleich hier beginnt, mitzumachen und sich darauf einzulassen

fühlt euch frei, der Einladung zu folgen oder dabei zu stehen: ob dies oder das – solange wir leben ist keine Entscheidung endgültig, jeder und jede kann jederzeit wieder aussteigen –
oder sich neu dazu einfinden, entscheidet selbst

zunächst gehen wir 76 Schritte zurück
stellvertretend für die 76 Jahre nennen wir acht Ereignisse, die unsere Welt immer weiter zurückgeworfen haben

bitte entscheidet selbst, wie viele Schritte von den insgesamt 76

Schritten ihr dem jeweiligen Schrecken gebt; jeder und jede entscheidet für sich selbst

gibt es Rückfragen zu dieser Friedens-Choreografie?

 

Wir beginnen mit der Friedens-Choreografie:

 I 76 Jahre Rückschritt

 

1. Erste Atombombe am 16. Juli 1945

Am 16. Juli 1945 explodierte die erste Atombombe – in Neu Mexiko. Die einheimische Bevölkerung, die dort lebten, wurden nicht informiert. Die beorderten Soldaten wurden im Ungewissen gelassen.

 

2.     Uranabbau - Die Atomkette

Um mit Uran oder Plutonium Kraftwerke oder Bomben bauen zu können, muss dieses schwerste aller Metalle aus den Tiefen der Erde hervorgeholt werden. Nach dem Krieg ließ die Sowjetunion im Erzgebirge Uran für ihre Atomreaktoren und Nuklearwaffen abbauen.

Arbeitsverpflichtet oder angeworben wurden die Arbeiter Gefahren ausgesetzt, die sie nicht ahnten. Viele starben an Krebs noch bevor sie 60 Jahre alt wurden.

  

3.     Uranmunition

Mit Uran angereicherte Munition kann Panzerplatten durchdringen, verbreitet aber radioaktiven Staub. Zum ersten Mal wurde in großem Maße Munition dieser Art in Irak im Golfkrieg eingesetzt, auch im Kosovo-Jugoslawienkrieg und in Afghanistan wurde DU-Munition eingesetzt. 

 

4.     Um Atombomben herstellen zu können, benötigt man Kernreaktoren. Dabei gab es von Anfang an immer wieder und insgesamt ca. 34 Havarien. Die berühmtesten Orte sind: Sellafield (7.-12.10.1957), Harrisburg (28.03.1979), Tschernobyl (26.04.1986), und die Dreifachkatastrophe Fukushima (11.03.2011).

 

5.  Nukleare Aufrüstung

Immer wieder halfen Staaten mit Atombomben anderen Staaten mit Know-How und Fachwissen zum Bau eigener Atombomben. Unter anderem halfen die USA Frankreich, die Sowjetunion China, Frankreich und Deutschland halfen Israel und israelische Wissenschaftler französischen.

 

6.     Abgestürzte Atombomber

Der frühere Oberbefehlshaber des US-Atomraketenarsenals General Lee Butler eröffnete der Welt eine gruselige Einsicht in bislang unbekannte Fakten: Mit Atomwaffen bestückte B-52 Bomber stießen mit Tankflugzeugen zusammen und verstreuten Atombomben entlang der spanischen Küste und im Meer. U-Boote, mit Atomraketen bestückt, verunglückten und liegen auf dem Meeresboden.

 

7.     Atombombenabwürfe

Am 6. August 1945 zerstörte eine Uran-Bombe derVereinigten Staaten von Amerika die Großstadt Hiroshima, am 9. August eine Plutoniumbombe Nagasaki. Ca. 100.000

Menschen starben sofort, ca. 130.000 Menschen bis Ende 1945. Bis heute leiden Menschen an den Folgen dieser beiden Atombombenabwürfe der Vereinigten Staaten von Amerika. Bis heute wurden diese Verbrechen nicht verfolgt.

 

8.     Die Wissenschaftler:innen des Bulletin of the Atomic Scientists veröffentlichen jedes Jahr einen Bericht darüber, wie hoch sie die Gefahr eines Atomkrieges einschätzen. Noch nie haben sie die Gefahr so hoch eingeschätzt wie in diesem und dem letzten Jahr: 100 Sekunden vor Zwölf. Atomwaffen, Klimawandel und Informationskriesgsführung bilden eine unheilige Allianz, die eine außergewöhnliche Gefahr darstellt.

 

Als Zeichen für diese Gefahr halten wir 100 Sekunden inn.

 

Wir sind heute hier, um den Opfern der beiden Atombombenabwürfe zu gedenken – aber auch, um zu mahnen, damit ein solches Verbrechen nie wieder passiert. Was zivilgesellschaftliche Aktivitäten alles erreichen können, wollen wir in acht Beispielen im zweiten Teil der Choreografie zeigen. Jetzt gehen wir 76 Schritte nach vorne: entscheidet jede und jeder selbst, wie viele Schritte sie oder er dem jeweiligen Fortschritt unserer Zivilgesellschaft beimisst.


II 76 Jahre Fortschritte der Zivilgesellschaft

 

1.     Die 76 Jahre seit den Atombombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki sind geprägt von den Forderungen und Aktionen von Aktivistinnen und Aktivisten gegen Atomwaffen. Insbesondere wollen wir nennen: die Ostermarschbewegung; die Pflugscharbewegung; die Anti-Atomkraftbewegung und Anti-Castorbewegung; die Proteste gegen Atomwaffen am Fliegerhorst Büchel.

 

2.     Am 5. März 1970 trat der Atomwaffensperrvertrag für Deutschland in Kraft und regelt das Verbot der Verbreitung und die Verpflichtung zur Abrüstung von Kernwaffen. Mittlerweile wurde der Vertrag von 191 Staaten unterzeichnet.

 

3.   Mit dem Schiff „Rainbow Warrior“ verhindert Greenpeace Atombombentests im Pazifik. Im Mai 1985 landet die Crew der Rainbow Warrior auf der schwer strahlenverseuchten Pazifikinsel Rongelap, nimmt rund 300 Menschen an Bord und siedelt sie auf eine andere Insel um.

 

4.   Am 24. März 1993 erklärt der letzte weiße Präsident Südafrikas, Frederik Willem de Klerk, dass sechs im Land produzierte Atomsprengsätze unter internationaler Kontrolle vernichtet wurden. Das hatte auch Folgen für ganz Afrika. Am 11. April 1996 unterzeichnen 45 Staaten in Kairo den Vertrag über die Afrikanische Kernwaffenfreie Zone, der Produktion, Erwerb, Gebrauch, Erprobung, Lagerung und Stationierung von Kernwaffen in der Region und den angrenzenden Seegebieten verbietet.

 

5.     Die sogenannte nukleare Teilhabe besteht daraus, Infrastruktur, Flugzeuge und Piloten zur Verfügung zu stellen, um im Kriegsfall US-amerikanische Atombomben auf den Gegner abzuwerfen. 1984 beendete NATO-Staat Kanada und 2001 Griechenland die sogenannte nukleare Teilhaben. Spanien, Island, Dänemark, Litauen und Norwegen haben sogar die Lagerung von Atomwaffen auf ihrem Gebiet verboten.

 

6.     Am 10. Oktober 1963 tritt der Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser in Kraft. Die Bundesrepublik Deutschland unterzeichnete den Atomteststoppvertrag am 19. August 1963. Erst am 10. September 1996 wurde der Kernwaffenteststoppvertrag von der UN-Generalversammlung angenommen. Das verhalf zu seiner Wirksamkeit.

 

7.     Der internationale Gerichtshof, IGH in Den Haag stellt am 8. Juli 1996 unmissverständlich fest, dass die Atomwaffen völkerrechtswidrig sind. Nur über den Fall, dass ein ganzer Staat in seiner Existenz bedroht ist, darüber hat der IGH nicht entschieden. Für Europa ist dieser Fall nicht gegeben.

 

8.     Am 7. Juli 2017 wurde der Atomwaffenverbotsvertrag, kurz AVV, mit 122 Stimmen von der UN-Generalversammlung angenommen. Mittlerweile haben 86 Staaten unterzeichnet und 55  den Vertrag ratifiziert. Die Bundesrepublik Deutschland fehlt zurzeit noch im Kreis dieser Staaten.

 

Ihr seht hier einen Halbkreis mit den Namen der Staaten, die den Atomwaffenverbotsvertrag ratifiziert haben. Die deutsche Bundesregierung weigert sich, dem Vertrag beizutreten. Wir als Bürgerinnen und Bürger fordern dies. Wir tun dies heute, indem wir als Weltbürgerin und Weltbürger in Deutschland diesem Kreis beitreten – wer das unterstützt, den bitten wir, in diesen Halbkreis zu treten und damit die Forderung zu demonstrieren, dass Deutschland dem Atomwaffenverbotsvertrag beitritt: Wir fordern  den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffenverbotsvertrag!
Autoren: Samira Blau, Köln, Kai Blau, Köln und Matthias-W. Engelke, Köln

 

*

 

DREI AFFEN – zum Dauergebet am Atomwaffenlager am 8./9. August 2021 Büchel

 

Werte Affen,

verzeiht, wenn wir euch um eure Aufmerksamkeit bitten,auch wenn ihr nicht alle drei hören könnt, 
sind wir sicher, dass ihr mehr versteht als manch einer, der seine Ohren nicht zuhält

 

wir möchten vor euch unser Leid klagen

weil wir ahnen, dass ihr mehr davon versteht als wir

 

ich hoffe es gelingt uns, das, was uns das Leben schwer macht, euch verständlich zu machen,

wir verstehen es selbst manchmal nicht – und auch darin glauben wir, sind wir einander irgendwie nah

 

*

ZUM AFFEN „Nichts sehen“

 

seit bald zwanzig Jahren stehe ich hier in dieser Arbeit:

dass die Atombomben der Vereinigten Staaten von Amerika hier aus Büchel abgezogen werden und die sogenannte nukleare Teilhabe Deutschlands beendet wird

 

manche sind noch länger dabei

und einige unserer Freunde können nicht mehr dabei sein, sie sind in den letzten Jahren verstorben: Michael Held, Hjelmar Lorenz, ein Freund aus Siegen, Hermann Paulus

 

was haben wir nicht alles angestellt:

Briefe an Soldaten geschrieben und ins Netz gestellt

 

Briefe an die Kanzlerin

manche jeden Monat

 

chinesische Glückskekse an die Soldaten, die morgens zur Arbeit fuhren, verteilt

eine rechtlich wasserdichte Formulierung gefunden, wie Soldaten sich von Atomwaffen distanzieren können ohne deswegen belangt werden zu können

 

Briefe an den jeweiligen Commodore

Gespräche mit ihnen, seit 2002 – mit allen, die hier Dienst taten

 

und besonders im letzten Jahre während des 13-tägigen Fastens

jeden Tag einen handgeschriebenen Brief an die Kanzlerin oder den Commodore oder an beide

 

und nach dem Wort des Papstes in Hiroshima, dass Atomwaffen ein Verbrechen an der Menschheit sind,

in aller Herrgottsfrühe Briefe an die Soldaten – der Brief, der einem von euch auf den Leib geschrieben wurde

 

alles das –

wie umsonst

 

wie reden in den Wind

ohne Echo – ohne Widerhall – unerhört ungehört

 

aber du hörst uns, und verstehst uns,

oder?!

 

*

 

„Zum Affen „Nichts sagen!“

Liebe Affen,

 

wir hoffen ihr versteht uns:

was haben wir nicht alles gezeigt:

 

die bunten Fahnen des Regenbogens ums Atomwaffenlager herumgetragen und zur Friedensfeier der Umwandlung von Gewalt vor dem Haupttor vereint – sie wehen noch heute bei fast jeder größeren Aktion hier am Haupttor

Plakate von Friedensfreunden aus ganz Deutschland

 

Bilder von den Zerstümmelten aus Hiroshima und Nagasaki

das einfache Kreuz mit der Aufschrift „Atomwaffen abschaffen“

 

die handgemalten Plakate unseres Friedensfreundes aus Siegen

und das lange Banner von Serge Levillayer, das wir vom Mont Saint Michel mitbrachten

 

dies und noch viel mehr: das zeigten wir

und warnten davor, was für eine Gefahr Atomwaffen für die ganze Menschheit sind

 

regelmäßig Berichte in den Zeitungen über die Veranstaltungen hier – Gott sei Dank

aber in den überregionalen Medien: fast nichts

 

und alles wie ungesehen

als wäre es ein Nichts

 

aber du siehst uns

und verstehst uns, oder??!!

 

*

 

zum Affen „Nichts hören“

 

TANZPERFORMANZ

 

 

*

 

DER AFFE „Nichts hören“ spricht

 

Ihr Lieben,

das ist lange her, das zuletzt einer von uns zu euch sprach

 

Franz aus Prag verlieh ihm damals Worte

vielleicht kennt ihr sie

 

ich habe gesehen was ihr macht

und habe verstanden was euch umtreibt

 

es ist das gleiche was auch uns und unseresgleichen umtreibt:

denn ihr seid nicht unsere mitwelt, sondern unsere bedrohung

 

Tausende von uns und meinen Geschwistern

müssen jetzt schon erleiden, wovor ihr warnt: den nackten Untergang

 

meine Antwort darauf ist:

nichts Böses hören

 

ich bringe das Böse zum Stillstand

denn alle Bosheit beginnt mit einer Lüge

 

Bosheit hat keinen Bestand, darum braucht sie eine Begründung

da es für das Böse keine Begründung gibt, benötigt sie die Lüge

 

da der Lüge Gehör geschenkt wird

gewinnt sie Macht

 

und ihre Macht verwandelt sich in Gewalt und

Krieg

 

ich mache nicht mit

bei mir endet das Böse: ich schenke ihm kein Gehör

 

lasst das Böse an euch abtropfen

wie der Regen an einer Fischhaut

 

erbaut die neue Welt des Vertrauens

und der Glaubwürdigkeit und vergesst uns dabei nicht

 

 

*

 

Der Affe „Nichts sehen“ spricht

 

Ihr Lieben,

 

was euch Angst macht

macht auch mir Angst

 

 

was euch beunruhigt

beunruhigt mich

 

was euch ungeheuerlich vorkommt

ist mir gleichfalls ungeheuerlich

 

nur können wir Vertreter der Tierwelt noch weniger dagegen tun als ihr

aber das tun wir jetzt schon

 

wir verabscheuen das Böse

und schenken ihm nicht unsere Aufmerksamkeit

 

meine Aufmerksamkeit widme ich der Welt

wie sie in mich dringt und in mir ist durch Musik, Sprache, Klang, Gefühl, Bewegung

 

aber das Böse endet bei mir,

weil ich es nicht beachte

 

ihr Menschen aus Europa habt uns Dreien –

als ihr uns in unserer Heimat in Indien gesehen habt nach eurem vorgefassten Maß missbraucht

 

als Inbegriff für Ignoranz, Dummheit und Gleichgültigkeit – denn ihr seid Menschen der Aktion

wir aber sind der Inbegriff der Kraft, die Gleichgültigkeit, Dummheit und Ignoranz zum Stillstand bringen, weil wir nicht Böses sagen, nichts Böses beachten und auf kein Gerücht und auf keine Lüge hören

 

macht es uns nach

bringt das Böse zum Stillstand, jetzt schon, durch euch

 

*

 

Der Affe „Nichts sagen“

 

Die Person, die diesen Affen vertritt

nimmt ein Plakat und ein Stift und schreibt auf das Plakat in Großbuchstaben:

 

WIR FORDERN DEN BEITRITT ZUM ATOMWAFFENVERBOTSVERTRAG

 Autor: Matthias-W. Engelke, Köln