Horst-Peter Rauguth, Geistlicher Beirat von pax christi, erklärt, warum er sich an der 11. Internationalen Fastenaktion für den Abzug der Atomwaffen aus Büchel beteiligt.
Ich beteilige mich an der 11. internationale Fastenaktion für den Abzug der Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika aus Deutschland/Büchel und eine atomwaffenfreie Welt vom 26. Juli bis 9. August 2020 und faste mit.
Fasten ist für mich Unterbrechung meines Alltags, heißt mich empfindsam machen, dass mich das Leiden der Welt etwas angeht. Dass ich mich nicht daran gewöhne. Dass ich im Angesicht der Kriege, der Schlachthäuser, der ertrinkenden Flüchtlinge nicht – wie viele – das Weinen vergesse. Es stimmt, was Papst Franziskus 2013 auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa gesagt hat: »Wir leben in einer Gesellschaft, die die Erfahrung des Weinens vergessen hat, des Mit-Leidens: Die Globalisierung der Gleichgültigkeit!« Er bat damals um »die Gnade der Tränen«. Und dass wir auch heute noch die Stimme Gottes hören, die uns fragt: »Wo ist dein Bruder?«
Es ist ein Skandal, dass Deutschland als drittgrößter Waffenexporteur die Kriege auf der Welt anheizt und an der Drohung mit Vernichtung Hunderttausender durch Atomwaffen festhalten will. Fasten könnte heißen, sich dem zu verweigern, und zu erkennen, was Jesus schon erkannte: Frieden entsteht nicht durch Abschreckung und Aufrüstung. Sondern durch Abrüsten, im Dialog, im Bereitsein zum Teilen.
Fasten bedeutet für mich, den Skandal der Zahlen auf mich wirken zu lassen: dass alle zehn Sekunden ein Kind an den Folgen von Unterernährung stirbt. Und gleichzeitig die deutschen Militärausgaben bis 2024 auf zwei Prozent des Brutto-Inlandprodukts steigen sollen: das wären rund 70 Milliarden Euro. Nicht für Maßnahmen gegen Hunger und für Bildung, sondern für Panzer und Bomben. Fasten für den Frieden kann auch bedeuten, sich zu zeigen. Ich will das in Erinnerung an die Atombombenabwürfe vor 75 Jahren mit einer Mahnwache am 6. August um 11 Uhr vor dem Landtag in Saarbrücken tun.
Quelle: www.paxchristi.de
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen