Die Atomkette schlägt die ganze Welt in Fesseln.
Vom Uranabbau über Forschung und Entwicklung, Atomkraftwerke und Anreicherungsanlagen, Atombombenabwürfe, Atomwaffentests, uranhaltige Munition bis hin zum Atommüll - die ganze Welt, Mensch wie Tier und Pflanzenwelt und die unbelebte Natur - alles wird in Mitleidenschaft gezogen. Eine Minderheit unterdrückt die gesamte Menschheit mitsamt der Mitwelt. Dies nenne ich eine Herrschaft der Gewalt. Die offiziellen und inoffiziellen Staaten im Besitz von Atomwaffen - die Vereinigten Staaten von Amerika, Russland, China, England, Frankreich, Indien, Pakistan, Nord-Korea und Israel wirken wesentlich daran mit, dass Atombomben - auch 70 Jahre nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki - immer noch gegenwärtig sind und alles Leben auf der Welt bedrohen. Die Beispiele, wie Staaten auf den Besitz von Atomwaffen verzichteten und die Fähigkeit, sie zu bauen, willentlich verlernten - wie die Ukraine und Süd-Afrika - sind verblasst. Im Gegenteil, der Staatsführung der Ukraine wird Naivität vorgeworfen. Und die NATO - und mit ihr die Bundeswehr und das Luftwaffengeschwader 33 in Büchel - übt jährlich den Einsatz von Atomwaffen in der Übung "Steadfast noon". So auch bald wieder, voraussichtlich vom 20.-24. Oktober 2015.
Menschliches Zusammenleben ist gestaltbar. Es kann sich entwickeln hin zu mehr Gewalt und Ungerechtigkeit. Es kann sich aber auch entwickeln hin zu mehr Menschlichkeit und Solidarität.
Ausgehend von Weisungen aus dem Alten Testemant - die sogenannten Zehn Gebote ist nur die bekannteste Reihung solcher Weisungen für ein gelingendes Leben - fragten wir uns in den täglichen Andachten und Gedenkfeiern, welche Weisungen können uns heute dabei helfen, diese Herrschaft der Gewalt zu überwinden oder wenigstens ihre Unterstützung zu unterlassen. Dabei wurden im Laufe der Tage von verschiedenen Mitwirkdenden folgende Weisungen vorgeschlagen. Sie werden hiermit zur weiteren Diskussion gestellt.
WENN DU DAS LEBEN LIEBST DANN
ÜBE NIEMALS GEWALT
STEHE ZUR EIGENEN OHNMACHT
ÜBERWINDE DAS FREUND-FEIND-DENKEN! WIR SIND ALLE MENSCHEN
WERDET VERSTEHER UND VERSTEHERINNEN
ÜBERZEUGE MIT DEINEN TATEN, NICHT NUR MIT DEINEN WORTEN
ERKENNE IN JEDEM MENSCHEN DIE HANDARBEIT GOTTES
NEHME KEINE GEISEL
TUE NICHTS, WAS DIE NACHFOLGENDE GENERATION BELASTET UND TUE NUR DAS, WAS AUCH FÜR DIE NACHFOLGENDE GENERATION GUT IST
DENN ICH BIN DER HERR, DEIN GOTT, SPRICHT GOTT, DER HERR: GLAUBE NICHT AN DIE ERLÖSENDE KRAFT DER GEWALT.
Internationale Öffentliche Fastenaktion, jährlich seit 2010 - bis zum Abzug der Atomwaffen der Vereinigten Staaten von Amerika aus Deutschland (Büchel). Zur Erinnerung an die Vernichtung von Hiroshima und Nagasaki durch Atombomben der Vereinigten Staaten von Amerika am 6. und 9. August 1945 - vgl. https://buechel-atombombenfrei.jimdofree.com/gruppen/fastenaktion/
Donnerstag, 27. August 2015
LITTLE
BOY
am
sechsten august
um
acht uhr fünfzehn und
wenige
bruchteile von sekunden später
verdampfte
ich
wurde
ich aufgelöst
in
hitze
verbrannte
alles von mir im nu
die
energie
die
auf der sonne zu hause ist
wurde
an mir ausprobiert
und
an meinem wellensittich
meiner
mutter
mit
meinem geschwisterchen in ihrem bauch
zum
kaum sichtbaren schemen vorm haus wurde ich
kurz
zuvor
hatte
ich ein einzelnes flugzeug gesehen
und
dann einen blitz
wie
ich ihn nie mehr sehen werde
und
keinem wünsche ihn jemals zu sehen
denn
danach
verdampfte
ich
aufgelöst
alles was ich bin und war
zu
weniger als gas
und
mit mir alle meine freunde und nachbarn
mich
gibt’s nicht mehr
noch
nicht mal eine erinnerung von mir gibt es
denn
alle, die mich hier kannten
sind
mit mir nicht mehr
wir
sind alle verdampft
dabei
wurden wir von denen beneidet
die
überlebten
deren
leib sich langsamer auflöste als bei mir
zerstört
von einer kraft
entfesselt
von einem menschen
ausgeführt
von einem soldaten
befohlen
von vielleicht auch einem vater
erdacht
geplant und in die tat
umgesetzt von solchen
die
ich nicht kenne
und
nicht kennenlernen werde
denn
ich bin
verdampft
worden
Dieses Gedicht wurde während der Fastenaktion an Werktagen morgens am Verteilerkreis vor dem Haupttor zum Atomwaffenlager in Büchel verteilt.
Copyright by Matthias-W. Engelke, zum Nachruck freigegeben. Belegexemplare bitte an matthias.engelke@ekir.de
Mittwoch, 26. August 2015
6. Öffentliche Fastenaktion für eine atomwaffenfreie Welt vor dem Haupttor des Atomwaffenlagers Büchel - Ein Rückblick
Vom 30. Juli an bis zum
Nagasaki-Gedenktag am 9.8. fastete ich zusammen mit einer Gruppe von
Mitfastenden und Unterstützenden vor dem Haupttor zum
Atomwaffenlager Büchel. Zu Beginn der ersten öffentlichen
Fastenaktion kündigte ich an – so Gott will und ich lebe – jedes
Jahr einen Tag länger zu fasten bis die Atomwaffen der Vereinigten
Staaten von Amerika aus Deutschland abgezogen sind.
Dabei möchte ich auf die Soldaten am
Standort einwirken und sie ermutigen sich dazu zu bekennen – was
viele offenbar schon lange bewegt – dass sie Atomwaffen im
Kriegsfall nie einsetzen würden. Und ich möchte auf die deutsche
Öffentlichkeit einwirken, mehr, vielmehr dafür zu tun, dass die
Atomwaffen verschwinden, aus ganz Europa, aus der ganzen Welt – und
zwar auf friedliche Weise durch Abrüstung, rechtzeitig.
In diesem Jahr waren wir die ganze Zeit
in Büchel. Der Alltag war strukturiert durch die Andachten, die
zugleich Gedenkfeiern für Opfer des Atombombenabwurfs auf Hiroshima
waren. Von den vielen Vorhaben – dass wir in die Dörfer und
benachbarten Städte fahren für verschiedene Aktionen – wurde nur
eins verwirklicht, ein Nachmittag in Mayen. Die Hitze setzte allen
zu. Trotzdem kam es zu aufschlussreichen Gesprächen in der
Fußgängerzone.
Zur gleichen Zeit fastete Wolfgang
Schlupp-Hauck in Japan bei seinem Besuch bei den Bürgermeistern von
Hiroshima und Nagasaki. Durchs Internet und den Fastenblog waren wir
fast täglich miteinander verbunden. Das tat gut.
Wir hatten – wie immer bei diesen
Fastenaktionen – viel Zeit, es muss ja fürs Essen nichts getan
werden. So kam es zu vielen interessanten Gesprächen. Die Fäden die
hier gezogen und die Knoten, die hier geknüpft werden, sind für die
Friedensarbeit wohl kaum zu unterschätzen. So kam es auch zu einem
regen Austausch von Gedanken und Ideen mit Vertretern und
Vertreterinnen der Hunsrücker Friedensinitiative. An deren
Erfahrungen vom Friedensacker aus der Zeit der Friedensbewegung in
den 80iger Jahre möchten wir in Büchel anknüpfen.
In diesem Jahr wurde uns zum ersten Mal
untersagt vor dem Haupttor ein Versammlungszelt aufzubauen. Das
Wetter war rücksichtsvoll mit uns. Die Auflage, einen
50-Meter-Abstand zum Zaun des Bundeswehrgeländes einzuhalten, erwies
sich als zwiespältig. Die Bundeswehrverwaltung hat nachweislich
einen anderen Maßstab benutzt als den, der sich ergibt, wenn die 50
Meter abgemessen werden. Hier ist noch Klärungsbedarf.
Bei den Andachten in Büchel wurden
alle Zufahrten mit hohen Bauzäunen verriegelt. Als Antwort darauf
stellte ich ein kleines Gedicht dazu ins Netz. Vom nächsten Tag an
war immer eine Zufahrt frei. Soldaten, die die Zufahrt während der
Gedenkfeiern bewachten, hörten aufmerksam zu. Ganz zum Schluss, am
letzten Tag, zeigte ein Soldat aus einem Bundeswehrbus heraus das
Zeichen derer, die diese Aktion unterstützen, wenn sie in ihren
Autos im Kreisverkehr an uns vorbei fuhren, das „Victory“-Zeichen:
„Wir werden es schaffen!“ Auch wenn das noch nicht der Beginn der
Flut ist, es kann das Ende der Ebbe anzeigen. Schließlich sind die
Soldaten an diesem Atomwaffenstützpunkt unsere zukünftigen
Verbündeten.
Der Höhepunkt war der Abschluss: Zwei
Fahrradgruppen der DFG-VK – die eine aus Bayern, die andere aus
NRW, kamen am 9.8. morgens zum Haupttor. Wir feierten eine kleine
Gedenkfeier/Andacht und begingen zusammen mit allen anderen das
Fastenbrechen. Vor Ort waren wir fünf Dauerfastende. Zeitweise
mitgefastet und/oder als Unterstützende dabei waren wir insgesamt
etwas mehr als 20 Personen, darunter auch Besuch aus Bayern. Je
länger das Fasten andauerte, umso einfacher wurde es. Und als ich
beim Fastenbrechen ein kleines Apfelstück vor mir liegen sah, hatte
ich davor großen Respekt.
Mittwoch, 19. August 2015
Blick zürück: Gedanken zur Japanreise
Wenn ich nun mit ein
paar Tagen Abstand meine Japanreise Revue passieren lasse so stelle ich fest,
dass ich mich stark gefordert habe. Ich führte eine Reihe von offiziellen
Gesprächen, hielt Vorträge auf zwei Konferenzen und beteiligte mich an
Aktionen: der internationalen Fastenkampagne, sowie einer Demonstrationen vor
dem japanischen Parlament und einer vor einer US-Radar-Station.
Was hat mich am meisten bewegt?
Ich kenne die Geschichten von Hibakusha, aber im
Friedensmuseum in Hiroshima vor den Kranichen zu stehen, die Sadoko selbst
gefaltet hat, bevor sie mit 12 Jahren starb oder in Nagasaki den Chor der heute
70-80-jährigen Hibakusha zu hören, das ging mir tief ins Herz und bestätigte
mich in meinem Engagement für eine atomwaffenfreie Welt. Die Bäume zu sehen,
die den Atombombenabwurf überlebt haben, die als Hoffnungszeichen gepflegt
werden und das Anschlagen der Friedensglocken in den beiden Städten waren für
mich tief berührende Momente.
Welche Einsichten und Informationen habe ich für mein Engagement
gewonnen?
Frappierend war für mich die Parallelen zwischen den
Entwicklungen in Japan und Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zu erkennen.
In beiden Ländern wurden nach dem Krieg Verfassungen
verabschiedet, die das Führen von Angriffskriegen (in Deutschland: Artikel 20
GG) bzw. das Führen von Kriegen (in Japan: Artikel 9) verbieten. Doch in beiden
Staaten werden diese Artikel immer weiter ausgehöhlt. Mit einem neuen
Sicherheitsgesetz will der japanische Ministerpräsident Abe den Einsatz der
„Selbstverteidigungskräfte“, wie die japanische Armee genannt wird, auch
außerhalb Japans ermöglichen. Dagegen wehren sich die japanischen
Friedensgruppen. Auch die Bürgermeister von Hiroshima und Nagasaki haben ihrem
Ministerpräsidenten in ihren Ansprachen ins Gewissen geredet.
Gedenken allein reicht nicht, ist in Deutschland unser
Spruch zu den 70. Jahrestagen von Hiroshima und Nagasaki. Wir richten dabei den
Blick vor allem auf die immer noch in Büchel gelagerten US-Atombomben und den
Plänen sie zu modernisieren. In Japan wurde zu den Jahrestagen gegen die neuen
Sicherheitsgesetze und gegen das Anschalten der Atomreaktoren nach Fukushima
demonstriert.
An welchen Demonstrationen habe ich mich beteiligt?
In Tokyo vor dem Parlament habe ich mich an einer Mahnwache
für den Erhalt des Artikels 9 beteiligt, die von buddhistischen Mönchen und
Mitgliedern der Friedensbewegung abgehalten wurde. In dem kleinen Dorf Ukawa
habe ich den den örtlichen Widerstand gegen eine kürzlich für die
US-Raketenabwehr eingerichtete Radarstation unterstützt. Mit anderen
internationalen Gästen des „Global Network Against Weapons and Nuclear Power in
Space“ zogen die Station und übergaben Protestschreiben. Wir machten darauf
aufmerksam, dass die Raketenabwehr den Rüstungswettlauf antreibt und auch einen
offensiven Charakter besitzt.
Meine Beteiligung an den Fastenaktionen machte ich bei den
Konferenzen bekannt und erntete dafür zustimmenden Applaus. Das Fasten brach
ich in einem Mittagessen mit dem Ratsvorsitzenden der evangelischen Kirche in
Deutschland Heinrich Bedford-Strohm.
Mit dem Bundestagsabgeordneten der Linken Jan van Aaken, der
ebenfalls an der Gedenkfeier in Hiroshima teilnahm, machte ich im Anschluss mit
einem Transparent auf die in Deutschland lagernden Atomwaffen aufmerksam, die
der 550-fachen Sprengkraft der Bombe von Hiroshima entsprechen.
Was wurde ich über Deutschland gefragt?
Deutschland ist für viele Japaner ein Vorbild. Vor allem mit
Blick auf den Ausstieg aus der Atomenergie und mit dem Recht das
Bundesverfassungsgericht anzurufen. Zu diesen beiden Komplexen musste ich viele
und detaillierte Fragen beantworten.
Welche Ideen und Anregungen habe ich aus Japan mitgebracht?
Nach der Gedenkfeier wurde bei einem Friedenspfahl, wie wir
ihn vor der Pressehütte und im ehemaligen Gartenschaugelände haben, eine Flaggenzeremonie
durchgeführt. Die hat mich sehr beeindruckt. Für jede Nation wurde der Welt
wurde die Bitte ausgesprochen: „Möge Frieden sein in ..“ und der jeweilige
Ländername eingefügt. Ein Ritual, das wir hier auch übernehmen könnten.
Die Idee einer Kunstausstellung der Stuttgarter Künstlerin
Klaudia Dietewich „50 Städte – 50 Spuren“, die als Wanderausstellung die
Kampagne der Mayors for Peace „Städte sind keine Zielscheiben“, unterstützen
soll, hat Interesse in Hiroshima und Nagasaki gefunden. Auch ich finde es
interessant Kunst und politische Bildungsarbeit zu verbinden. Ich werde also an
deren Umsetzung werde mitarbeiten.
Ich habe für nächstes Jahr wieder Gingko-Samen von den
Überlebensbäumen bestellt. Ich werde die Setzlinge weiter unter den Mayors for
Peace verteilen, dass solche Erinnerungs- und Hoffnungszeichen an vielen Orten
gepflanzt werden.
Alles in allem haben mich die Begegnungen und Erlebnisse in
meinem Engagement bestärkt.
Dienstag, 11. August 2015
Gedanken auf dem Heimweg
Zweieinhalb Wochen war ich in Japan. Acht Tage davon habe ich gefastet. In Hiroshima und Nagasaki war ich an den Erinnerungsfeiern dabei. Ich habe ein drei Konferenzen teilgenommen, fünf offizielle Gesprächstermine wahrgenommen und zahlreiche persönliche Begegnungen gehabt. Übernachtet habe ich bei vier Familien, in einer Jugendherberge und zwei Hotels. Eine volle und erlebnisreiche Zeit.
1. Wie ging es mir mit dem Fasten?
Vor drei Jahren habe ich begonnen mich an Fastenaktionen zu
beteiligen. Bei der ersten war ich in Paris. Dort fastet eine Gruppe von
zwischen 50 und 100 Leuten. Man übernachtet in einer Sporthalle und macht am
Vormittag gemeinsam eine Mahnwache. An den Nachmittagen geht ein Teil der
Gruppen einen Ort, z.B. das Verteidigungsministerium um dort eine direkte
Aktion zu machen. Letztes Jahr begann ich mit Matthias Konstanz zu fasten und beendete
mein Fasten allein zu Hause in Schwäbisch Gmünd. Dieses Jahr war ich allein und
dazu unterwegs in Japan.
Ich hatte befürchtet, dass die Hitze und das Schwüle mir
mehr beim Fasten zusetzen und ich auf meinen Kreislauf mehr achten muss, das
war überraschenderweise nicht der Fall.
Mir fällt es schwer zu sagen, ich faste. In Frankreich
sollte man sich eine Plakette anheften „Je jeune“ – „Ich faste“. Ich habe sie
nicht getragen. In Konstanz hatten wir ein Transparent. Dabei zu sitzen oder
auch im Zelt beim Münster zu schlafen hat mir nichts ausgemacht. Dieses Jahr fiel es mir ziemlich leicht auf das Essen zu verzichten, obwohl ich die
japanische Küche, soweit sie mir als Vegetarier zugänglich ist, sehr
schmackhaft fand. Nur einzelne Zubereitungen lies ich stehen. Vom Fasten
erfahren haben meistens nur die Gastgeber, die mich nicht zu einem Essen
einladen konnten. Einmal wurde ich in einem Workshop aufgefordert es zu sagen.
Ich bekam von der Gruppe dafür Applaus.
Eine meditative Gestaltung habe ich nicht hinbekommen.
Jedoch vor allem die Abendspaziergänge nach den Terminen am 6. August in
Hiroshima und am 10. August in Nagasaki – (eigentlich schon ein Tag nach dem
Fastenbrechen)-, hatten für mich meditativen Charakter. In der Gruppe würde mir
es einfacher fallen, einen Rhythmus für innere Einkehr zu finden.
Beim Fastenbrechen war es schwierig frisches Obst zu
bekommen. In einem Laden entdeckte ich einzeln eingepackte Bananen. So begann ich
das zu essen, was angeboten wurde.
Für eine Skype-Konferenz mit den französischen Fastenden
hatte ich mir extra einen Wecker auf 3:00 Uhr nachts gestellt. Es war schön den
vollen Raum zu sehen und zu wissen, du bist nicht allein.
Auf die Ankündigung des Fastens haben die deutschen Medien
nicht reagiert, die japanischen habe ich nicht informiert. Das wäre sinnvoll
gewesen meinte im Nachhinein ein Konferenzteilnehmer. Da merke ich, dass ich
mich mit dieser Aktionsform nicht aufspielen will, sondern sie für mich ein
starker Teil einer inneren Übung ist.
2. Wie habe ich das Land und die Leute erlebt?
Ich war froh, dass ich nicht nur auf politischen Treffen
war, sondern auch etwas Einblick in die japanische Gesellschaft bekommen habe.
Ich
habe zunächst nicht verstanden, warum es so schwierig ist für vier Tage einen
Homestay zu bekommen. Aber wie ich es jetzt erlebt habe, übernehmen die Japaner
mit einem Gast auch große Verantwortung. Der Gast muss begleitet und unterstützt
werden. Auch wenn ich es zwischen zeitlich gelernt hatte, alleine mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, bekam ich Begleitung, auch wenn ich
schon morgens um 6:00 Uhr aus dem Haus muss. Die Menschen wohnen nach meinen
Vorstellungen sehr beengt. Ich habe zweimal ein Zimmer bekommen in dem gerade
niemand aus der Familie schläft, einmal im Wohnzimmer geschlafen und einmal war
ich im gleichen Wohnblock untergebracht, in einem Schulraum, in dem die
Gastgeberin für Kinder Englisch Unterricht gibt.
Bei den Tagungen wurde ich jeweils begrüßt und zu meinem
Platz geführt. Immer verbunden mit den Höflichkeitsverbeugungen. Vom Mayors for
Peace Büro zum Büro von Green Legacy wurde für mich ein Taxi bestellt und ich
wurde zusätzlich begleitet. Zum Termin am Rathaus in Hiroshima wurde ich ins
Mayors for Peace Büro gebeten und von dort begleitet, dass ich nicht alleine an
einen unbekannten Ort muss. So war ich froh zwischenzeitlich in einem Hotel zu
schlafen und selbständig unterwegs zu sein, auch wenn das eine Herausforderung
ist, da fast kein Englisch gesprochen wird und nur selten etwas in Englisch
angeschrieben steht.
Als ich aus dem Flugzeug stieg fühlte ich mich als ob ich
ein Tropenhaus betrete, eine schwüle heiße Wand. Dieser Wechsel war ständig da.
Dort wo es keine Klimaanlage gab, kühlte ein Ventilator. Ich lernte mir ein
feuchtes Tuch in den Nacken zu legen. So kam ich mit der Hitze zurecht. Den
Regenschirm hatte ich zu Hause gelassen, als Sonnenschirm hätte er mir seine
Dienste tun können.
Ansonsten fiel mir die Sauberkeit auf. Nirgendwo liegt Dreck
herum, Abfall nimmt man mit bis es eine Sortierstelle für die verschiedenen
Abfallarten gibt. Immer stehen mehrere Behältnisse neben einander.
Die Bus- und Taxifahrer, Polizisten und Museumswärter tragen
Uniformen und diese in der Regel mit weißen Handschuhe. Ständig wird geredet,
sich verbeugt und der Weg gewiesen. Selbst die Automaten und Rolltreppen sprechen
mit einem und bitten Aufmerksamkeit für Sicherheitshinweise.
Beindruckt hat mich, dass ganz Japan tagsüber voll ist vom
Zirpen der Zikaden, die gegen Abend verstummen. Dann singen, wo Bäume sind, die
Vögel.
Um die Jahrestage der Atombombenabwürfe war das Fernsehen
voll mit Interviews mit Hibkushas, Bildern und einem Spielfilm über den
Atombombenabwurf. Mir wurde dies fast zu viel. Aber durch den Spielfilm bekam
ich ein anderes Verhältnis zu den historischen Straßenbahnen die durch
Hiroshima und Nagasaki rattern. Die Hauptrolle spielte eine junge
Straßenbahnschaffnerin. Wenn ich danach durch die pulsierende Stadt fuhr,
erinnere ich mich daran, dass keines der Gebäude älter als 70 Jahre ist.
Abonnieren
Posts (Atom)