Vom 30. Juli an bis zum
Nagasaki-Gedenktag am 9.8. fastete ich zusammen mit einer Gruppe von
Mitfastenden und Unterstützenden vor dem Haupttor zum
Atomwaffenlager Büchel. Zu Beginn der ersten öffentlichen
Fastenaktion kündigte ich an – so Gott will und ich lebe – jedes
Jahr einen Tag länger zu fasten bis die Atomwaffen der Vereinigten
Staaten von Amerika aus Deutschland abgezogen sind.
Dabei möchte ich auf die Soldaten am
Standort einwirken und sie ermutigen sich dazu zu bekennen – was
viele offenbar schon lange bewegt – dass sie Atomwaffen im
Kriegsfall nie einsetzen würden. Und ich möchte auf die deutsche
Öffentlichkeit einwirken, mehr, vielmehr dafür zu tun, dass die
Atomwaffen verschwinden, aus ganz Europa, aus der ganzen Welt – und
zwar auf friedliche Weise durch Abrüstung, rechtzeitig.
In diesem Jahr waren wir die ganze Zeit
in Büchel. Der Alltag war strukturiert durch die Andachten, die
zugleich Gedenkfeiern für Opfer des Atombombenabwurfs auf Hiroshima
waren. Von den vielen Vorhaben – dass wir in die Dörfer und
benachbarten Städte fahren für verschiedene Aktionen – wurde nur
eins verwirklicht, ein Nachmittag in Mayen. Die Hitze setzte allen
zu. Trotzdem kam es zu aufschlussreichen Gesprächen in der
Fußgängerzone.
Zur gleichen Zeit fastete Wolfgang
Schlupp-Hauck in Japan bei seinem Besuch bei den Bürgermeistern von
Hiroshima und Nagasaki. Durchs Internet und den Fastenblog waren wir
fast täglich miteinander verbunden. Das tat gut.
Wir hatten – wie immer bei diesen
Fastenaktionen – viel Zeit, es muss ja fürs Essen nichts getan
werden. So kam es zu vielen interessanten Gesprächen. Die Fäden die
hier gezogen und die Knoten, die hier geknüpft werden, sind für die
Friedensarbeit wohl kaum zu unterschätzen. So kam es auch zu einem
regen Austausch von Gedanken und Ideen mit Vertretern und
Vertreterinnen der Hunsrücker Friedensinitiative. An deren
Erfahrungen vom Friedensacker aus der Zeit der Friedensbewegung in
den 80iger Jahre möchten wir in Büchel anknüpfen.
In diesem Jahr wurde uns zum ersten Mal
untersagt vor dem Haupttor ein Versammlungszelt aufzubauen. Das
Wetter war rücksichtsvoll mit uns. Die Auflage, einen
50-Meter-Abstand zum Zaun des Bundeswehrgeländes einzuhalten, erwies
sich als zwiespältig. Die Bundeswehrverwaltung hat nachweislich
einen anderen Maßstab benutzt als den, der sich ergibt, wenn die 50
Meter abgemessen werden. Hier ist noch Klärungsbedarf.
Bei den Andachten in Büchel wurden
alle Zufahrten mit hohen Bauzäunen verriegelt. Als Antwort darauf
stellte ich ein kleines Gedicht dazu ins Netz. Vom nächsten Tag an
war immer eine Zufahrt frei. Soldaten, die die Zufahrt während der
Gedenkfeiern bewachten, hörten aufmerksam zu. Ganz zum Schluss, am
letzten Tag, zeigte ein Soldat aus einem Bundeswehrbus heraus das
Zeichen derer, die diese Aktion unterstützen, wenn sie in ihren
Autos im Kreisverkehr an uns vorbei fuhren, das „Victory“-Zeichen:
„Wir werden es schaffen!“ Auch wenn das noch nicht der Beginn der
Flut ist, es kann das Ende der Ebbe anzeigen. Schließlich sind die
Soldaten an diesem Atomwaffenstützpunkt unsere zukünftigen
Verbündeten.
Der Höhepunkt war der Abschluss: Zwei
Fahrradgruppen der DFG-VK – die eine aus Bayern, die andere aus
NRW, kamen am 9.8. morgens zum Haupttor. Wir feierten eine kleine
Gedenkfeier/Andacht und begingen zusammen mit allen anderen das
Fastenbrechen. Vor Ort waren wir fünf Dauerfastende. Zeitweise
mitgefastet und/oder als Unterstützende dabei waren wir insgesamt
etwas mehr als 20 Personen, darunter auch Besuch aus Bayern. Je
länger das Fasten andauerte, umso einfacher wurde es. Und als ich
beim Fastenbrechen ein kleines Apfelstück vor mir liegen sah, hatte
ich davor großen Respekt.
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